Panzerproduzentin Vera von Braunbehrens will Protest-Video aus dem Netz haben

Die Eigner des Panzerkonzerns Krauss-Maffei Wegmann wollen jetzt aufräumen im Netz, das berichtet Netzpolitik.org. Nachdem sich der Sturm der 25000-Euro-Kampagne etwas gelegt hat, sind nun die Anwälte unterwegs und mahnen ab. Erwischt hat es nun ein sehr trashiges Video mit dem Titel „Schnuppivera“, das sich gegen die zweitgrößte Eignerin der Panzerfirma, Vera von Braunbehrens richtet. Das Video selbst stammt nicht vom Zentrum für politische Schönheit (ZPS), sondern von anonymen Künstlern, die die Kampagne unterstützen wollen, so Philipp Ruch vom ZPS.

Im Beschreibungstext des Videos heißt es:

Vera von Braunbehrens ist die zweitgrößte Eigentümerin der Firma Krauss-Maffei Wegmann, die Panzer zur Erstickung von Aufständen herstellt und in den Bahrain in Saudi-Arabien verkauft. Frau von Braunbehrens ist für den Tod von Menschenmassen verantwortlich. Diese Tatsache verbergend arbeitet sie als Psychotherapeutin und bietet „die Möglichkeit zur Selbsterfahrung in Sandspieltherapie. Diese Methode (nach Dora M. Kalff) soll dem Klienten sein Unbewusstes sichtbar machen. V. Braunbehrens ist Mitglied des Ethikausschusses des C. G. Jung-Instituts München e.V. und leitet das „Forschungsprojekt“ des Montessori 21 Hauses, wo sie Sandspieltherapie für Kinder anbietet. 1993 schrieb sie in „Das Krokodil und seine symbolische Bedeutung“, dass jenes Tier eine dunkle, unbewusste Seite des Menschen repräsentiere.

In dem via Youtube-Mail (ein Novum?) versandten angeblichen Schreiben einer Stuttgarter Kanzlei, das Metronaut vorliegt, heißt es u.a.:

Das Video zeigt in schockierenden Bildern ein Wesen mit einem Krokodil-Totenkopfschädel. Dieses Wesen soll unsere Mandantin darstellen. Sie spielt in dem Video mit kleinen Kindern u.a. mit Miniaturmodellen von Panzern und steckt wiederholt symbolträchtig Geldscheine „in ihre Taschen.“ Begleitet werden die Bilder von quälender, dissonanter Musik, zu der eine Person einen Text singt. Der Text äußert im Kern, dass unsere Mandantin sich gerne als kinderlieber Gutmensch darstelle und auch einen entsprechenden Beruf ausübe, tatsächlich aber mit Panzerverkäufen Geld verdiene und sich über die Schicksale der Menschen, die u.U. Opfer dieser Panzer werden, kaltblütig hinwegsetze.

Das Schockvideo geht über einen Protest an Rüstungsgeschäften hinaus. Denn das Video richtet sich ganz gezielt gegen unsere Mandantin und stellt diese — offenbar in der Absicht, ihr persönlich Schaden in ihrem sozialen Umfeld zuzufügen – an den Pranger.

Treffend, wie die Anwälte genau beschreiben, was ihre Mandantin tatsächlich so im Leben macht.

Der Zensurversuch gegen das Video ist nicht die erste anwaltliche Maßnahme der Eigentümer von Krauss-Maffei Wegmann gegen den lauter werdenden Protest gegen die Firma. Ende Juni hatte die gleiche Stuttgarter Kanzlei das Zentrum für politische Schönheit abgemahnt und so die Kunstfreiheit der Aktion gegen die Panzerlieferung nach Saudi-Arabien attackiert.

Die Aktion des Zentrum für politische Schönheit hatte mit der 25000-Euro-Aktion erstmals die Eigner einer Waffenfirma in den Fokus einer Kampagne gestellt und damit für bundesweites Aufsehen gesorgt. Die Reaktionen der Panzerproduzenten waren bislang eher hilflos. Die jetzige Abmahnung ist nur ein weiterer Beleg dafür, dass die Anwälte der Waffenlieferanten im Umgang mit dem Netz eher unerfahren sind. Denn das kleine trashige Video über Vera von Braunbehrens hatte bislang nur 500 Views – das wird sich dank des guten alten Streisand-Effektes jetzt ändern.

Update:
Das angemahnte Original-Video ist mittlerweile von Youtube gelöscht worden. Durch den Streisand-Effekt sind jedoch erwartungsgemäß zahlreiche Mirrors/Backups entstanden, die über eine simple Google-Abfrage zu finden sind: http://www.google.de/search?q=schnuppivera

Foto: Screenshot aus dem abgemahnten Video

2 Kommentare

  1. Harry K. Dickens says:

    Also das ist ja wirklich ein Ding. Von Streisand noch nie was gehört? Zuviel mit dem Waffenhandel zu tun gehabt?
    Hier die aufschlussreiche rechtliche Bewertung eines Medienrechtlers zu dem Fall: http://www.kanzleikompa.de/2012/08/08/„das-krokodil-und-seine-symbolische-bedeutung/

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