Jetzt veröffentlicht: Die Fragen der Kinderporno-Umfrage der Kinderhilfe

Die Deutsche Kinderhilfe hat bei Infratest Dimap eine Umfrage in Auftrag gegeben. Nun ist ja bekannt, dass Umfragen und so genannte Studien ein beliebtes Mittel in der Presse- und Öffentlichkeitsarbeit sind. Für gut 1000 Euro lässt sich eine solche „repräsentative Umfrage“ bei Meinungsforschungsinstituten erstellen.

Dabei sollte eines klar sein: wenn jemand eine Umfrage in Auftrag gibt um seine Sicht der Welt zu untermauern, dann will derjenige natürlich auch Ergebnisse haben, die seine Sicht der Dinge eben untermauern. Deshalb wird folgendermaßen vorgegangen. Man setzt sich hin und definiert davor das Ergebnis, das man mit der Umfrage erreichen will. Als zweiten Schritt formuliere ich die Fragen dann so, dass sie möglichst das Ergebnis bringen, das ich auch wünsche.

In der aktuellen Umfrage der Kinderhilfe sprechen sich angeblich 92 Prozent der Befragten für Internetsperren a la BKA aus. So zumindest sind die mehr als 100 Pressemeldungen zu lesen.

Mittlerweile sind die Fragestellungen veröffentlicht und meine Befürchtungen über eine tendenziöse Fragestellung haben sich bewahrheitet.

Frage 1: Die Bundesregierung plant ein Gesetz zur Sperrung von kinderpornographischen Seiten im Internet. Kritiker befürchten eine Zensur und bezweifeln die Wirksamkeit solcher Sperren. Befürworter betonen dagegen, dass solche Sperren eine sinnvolle und wirksame Maßnahme gegen die Verbreitung solcher Bilder sind. Wie sehen Sie das: Sind Sie für ein Gesetz zur Sperrung kinderpornographischer Seiten im Internet oder dagegen?

Dazu ist nur zu sagen: hierbei wird nicht klar, dass wir schon ein „Gesetz zur Löschung“ von kinderpornographischen Seiten haben und, dass solche Seiten schon heute mittels bestehender Gesetze gelöscht werden können und eine Strafverfolgung der Betreiber möglich ist. Für die Befragten wurde aus der Fragestellung nicht klar, dass schon heute gegen Kinderpornographie vorgegangen werden kann – und dass die Löschung der Seiten direkt beim Host effektiver ist. Wer nicht mit diesen Details vertraut ist, kann praktisch nur mit „Dafür“ antworten. So erklären sich die 92 %.

Frage 2: Was für ein Internet bevorzugen Sie persönlich? Eines, das völlig frei ist von staatlicher Kontrolle – und damit auch kinderpornographische Inhalte enthält – oder eines, in dem vom Staat bestimmte strafbare Inhalte auch kontrolliert und gesperrt werden können?

Diese Frage ist hypothetisch und gaukelt vor, dass heute das Internet ein rechtsfreier Raum sei.

Update: Die Gegner von Zensurinfrastrukturen wie z.B. MOGIS ziehen jetzt eine eigene repräsentative Umfrage durch. Finde ich sehr unterstützenswert.

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