Lou, Sally und die Rechtschreibung

Kürzlich hat sich auf Metronaut ja ein Sally*s-Leser verirrt, der sich bitterböse über den ollen Canova aufgeregt hat. Da nicht auszuschließen ist, dass das öfter passiert (das verirren meine ich), habe ich mich nun entschlossen, meine monatlichen Kolumnen auch auf Metronaut zu veröffentlichen. Hintergrund: Die aktuelle Ausgabe der Sally*s liegt vor mir und wieder einmal ist meine Kolumne verwirrend gekürzt und nicht noch einmal lektoriert worden. Rehctshreibnug ist zwar nicht mein Steckenpferd, aber für echte Fans ist es doch schön, immer auch das jeweilige Original in voller Länger lesen zu können. Vorhang auf:

Das Gesetz der Serie

Schon in der Vorschule war ich ein großer Freund der TV-Serie. Damals sorgte „Ein Colt für alle Fälle“ nicht nur für wöchentliche Unterhaltung, sondern auch für sozialen Bezug zu meinen Mit-Vorschülern. Denn die Geschichten des laut Titelsong einsamen Stuntmans (obwohl der ja dank Howie und Jodie gar nicht einsam war) sorgten für Gesprächsstoff unter uns Fünfjährigen. Vorher war ich bereits Anhänger des Captain-Future-Kults und der Muppet Show, später sollten Knight Rider, Alf und Magnum folgen. Mit einem Satz: Das Serienfieber zieht sich wie ein roter Faden durch mein Leben. Heute schaue ich begeistert „King of Queens“ (wo gerade die neunte und letzte Staffel auf DVD rausgekommen ist) &„Scrubs“ und warte gespannt auf den deutschen Start von „Entourage“ und „Californication“. Womit wir auch schon beim Thema wären. Warum kommen alle guten TV-Serien aus den USA und werden dort aufwendiger produziert als so mancher deutscher Kinofilm? Am mangelnden Interesse der deutschen TV-Bevölkerung kann es ja nicht liegen, denn die gieren nach neuem Serienstoff – zuerst im Fernsehen und dann auf DVD. Vor allem letzteres boomt offensichtlich, denn einzelne Serienepisoden scheinen das ideale On-Demand-Häppchen zu sein, dass vor dem Schlafengehen noch schnell konsumiert werden kann. RTL und Co. scheinen zwar auf dem Action-Sektor relativ aktiv und gar erfolgreich zu sein, aber vor allem der Bereich Sitcom findet quasi nicht statt. So schwer sind doch die Stereotypen nicht, die es hier zu kreieren gilt. Aber alle Versuche enden stets als eine Art Kammerspiel alla Willy Millowitsch: Sei es „Schillerstraße“ oder die Serie „Lukas“ – alles rutscht ins Alberne ab. Aber albern ist nicht lustig. Dem deutschen Unterhaltungswesen fehlt also eindeutig die Coolness. Das letzte große Stück Humor wurde mit „Ein Herz und eine Seele“ vor über 30 Jahren produziert. Aber einen Sympathieträger wie der dicke Doug oder der uncoole, aber liebenswerte J.D. gab es auch hier nicht. Deutsche TV-Komiker sind entweder Menschenfeinde oder Clowns. Subtilere Humorformen gibt es nicht, von Ausnahmen wie Christian Ulmen vielleicht abgesehen – obwohl: Auch der ist ein Misanthrop. Schade.

Mangels Alternativen weiter vom US-amerikanischen Kulturimperialismus abhängig bleibt
*Lou Canova

Mehr Kulturimperialismus gibt es auf www.metronaut.de. Alles andere auf www.sallys.net.

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