Lobo nervt – Dem Lou Canova seine aktuelle Kolumne aus der Sally*s

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Um es kurz zu machen: Die digitale Boheme nervt mich. Noch Anfang letzen Jahres habe ich manchmal sehnsüchtig hinüber geschaut zum deutschlandweit bekannten Bloggertreff St. Oberholz (www.sanktoberholz.de ) – und mir überlegt, wie mein Leben wohl aussehen würde, wenn ich diesen dort zelebrierten Lebensstil auch zelebrieren würde. Arbeiten, wie man will, wo man will, wann man will. Seine pure Kreativität zu Geld machen und mit geringem Aufwand (denn Konzerne kaufen ja solche Ideen gerne teuer ab) genügend Asche zu haben, um den Kühlschrank zu füllen, die Miete zu bezahlen und das Arbeiten an eigenen Projekten zu ermöglichen. Hierfür die neuesten technischen Gadgets benutzen und einen Blog haben, auf dem man darüber berichtet, wie es neulich bei einer Podiumsdiskussion bei Axel Springer oder bei der ARD war. Natürlich haben die ganzen Old-School-Journalisten mal wieder nichts geblickt. Aber ich. Ich habe einen bunten Iro. Ich bin Vertreter einer leicht verständlichen neuen Pop-Philosophie. Ich bin Sascha Lobo. Und ungefähr hier hat das Ganze angefangen, mich total zu nerven. Sowohl die Projekte der “Zentralen Intelligenz Agentur“ als auch die Protagonisten einer vermeintlich schönen neuen Welt.

Die digitale Boheme ist nichts anderes als der psychische Rettungsanker einer Teilgeneration, die in völliger Orientierungslosigkeit studiert hat, um am Tag des Abschlusses plötzlich festzustellen, dass man völlig orientierungslos studiert hat. Eine sattmachende Festanstellung ist nicht in Sicht – also geht es los mit dem lustigen Freiberuflertum. Natürlich was mit Medien (ist ja auch ein freier Beruf) und damit man gegenüber Familie und konservativeren Mitmenschen nicht ganz so doof da steht, wird dem ganzen Elend das Siegel der Selbstverwirklichung übergestülpt und die unbezahlte Freizeit einem Projekt umgewidmet. Von Unternehmen wird diese Generation bis zu einem Alter von Ende 30 gerne vor den Karren gespannt, und in den Chefetagen ist man froh darüber, dass sich kürzlich eine ganze kreative Schicht von der (sozialversicherungspflichtigen) Festanstellung freiwillig verabschiedet hat. Genauso, wie plötzlich Millionen von Hochqualifizierten mit einem Lächeln schlecht (wenn überhaupt) bezahlte Praktika übernommen haben, steht nun der digitale Bohemian bereit, auf Rechnung zu buckeln und dabei an sein Idol Sascha Lobo zu denken, der gerade getwittert hat, was sein Winterurlaubsort in den Tropen mit seinem Iro anstellt.

Der Ansatz, unser System anders denken und machen zu wollen, ist absolut richtig. Aber wenn, dann sollte man das auch konsequent tun und nicht pseudomäßig ein bisschen gegen den Strom schwimmen, aber im Grunde genommen das System akzeptieren. Die Griechen haben es vorgemacht. Raus aus dem Oberholz, rauf die Barrikaden, meint

*Lou Canova

10 Kommentare

  1. Gerald says:

    Ist das nicht der Cherno Jobatey des Web 2.0? Statt Turnschuhe halt Iro zum Anzug. Bin eigentlich unangepasster Anarcho oder was? Das sind doch dieselben Selbstvermarktungs-Mechaniken unserer Mediengesellschaft wie bei allen anderen Talkshow-Dauergästen auch.

  2. John F. Nebel says:

    Spricht mir aus der Seele endlich mal dem Lobo irgendwie ans Bein zu pinkeln.

  3. Coochy says:

    Na, da haben wir uns aber mal aufgeregt, dass wir nicht Lobo heißen…

  4. John F. Nebel says:

    Ach Coochy, warum so zickig. Ich habe gehört, dass sich Lou Canova gerade einen grünen Iro machen lässt. Wenn ich mit einem gelben Iro nachziehe, können wir Ampel spielen. Und Du Coochy, stehst dann beleidigt in der Ecke.

  5. Lobo Canova says:

    Das ist aber kein schönes Lobo von Dir, Coochy.

  6. John F. Nebel says:

    Sage Lobo zu mir, Lobo Lobo die ganze Nacht.

  7. John F. Nebel says:

    Lobo, Lobo, Lobolei, heute nacht….

  8. fameonymous says:

    Endlich mal keine Lobohudelei für everybody’s twitterling.

  9. Elli Pirelli says:

    Schnauzbart und Iro. Das passt ganz und gar nicht.

  10. G.Scheit says:

    Besser spät als nie: Diese ganze Kabellage auf Lobos Tisch sieht kacke aus.

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