Zugepamperte Blogger und die aufrechte PR

Ich habe mich ja heute morgen totgelacht als ich diesen Artikel der Wirtschaftswoche ins Mailfach bekommen habe. Die deutsche PR-Branche will ab 2010 Schleichwerbung in Blogs anprangern, schreibt Thomas Stölzel, denn:

Nicht selten erhalten Autoren von Internet-Tagebüchern kostenlos Produkte, die sie dann in ihren Blogs bejubeln. Oder Firmen schicken Bloggern neue Artikel zum Testen und mit dem dezenten Hinweis, dass sie die Ware behalten dürfen – in der Hoffnung auf ein wohlmeinendes Urteil.

Wer auch nur ansatzweise mal in einer PR-Agentur gearbeitet hat, weiß, dass dies die gängige Praxis ist, um Journalisten und natürlich auch Blogger zur Berichterstattung zu ermuntern. Wie Thomas Knüwer treffend beschreibt, sind die Blogger aber bisher weitaus schwieriger anzusprechen für die PR, weil die eben bloggen worauf sie Lust haben und nicht wie die Journalisten jeden Tag ihre Seiten füllen müssen. Auch sind Blogger, und da gibt es natürlich Ausnahmen, viel schwieriger für die PR-Branche zu erreichen. Es reicht eben nicht mal eine Pressemitteilung rauszuholzen, sondern erfordert sehr viel Fingerspitzengefühl, Kenntnis von Blogs und den kulturellen Umgangsformen. Vielen PR-Agenturen schmerzt, dass der Kontakt zu einem Blogger gut fünf Mal soviel Zeit verschlingt wie einem Journalisten-Buddy die nächste PR-Story anzudrehen.

Ich möchte jetzt gar nicht schreiben von Reise- und Autojournalisten die in der schnieken Limousine in die Toskana eingeladen werden um dort für ein langes Wochenende mit Köstlichkeiten umschmeichelt zu werden. Die Erzählung einer Bekannten, die in dieser Branche des Journalismus arbeitet, sprechen Bände – und beschreiben in der extremen Form auch nur einen Teil der journalistischen Realität.

Komisch nur, dass nach Ansicht der Gesellschaft Public Relations Agenturen diese Form der journalistischen Bestechlichkeit ausgerechnet nur in Blogs vorkommen soll. Wenn deren Präsident Alexander Güttler auch nur annähernd einen Arsch in der Hose hätte, müsste er wohl seinen kompletten Berufstand und die klassischen Medien mit an den Pranger stellen. Doch das soll der angekündigte Verhaltenskodex offensichtlich nicht – denn irgendwie ist die vollmundige Ankündigung auch nur eine laue PR-Nummer, mit der sich dieser Verband wichtig machen will.

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