Facebook everywhere – warum ich dezentrale Lösungen so liebe

Gerade geht ja die Story von den vier Nerds um, die in ein paar Tagen schon mehr als 100.000 Dollar gesammelt haben, um ein dezentrales Social Network namens „diaspora“ zu bauen. Ich habe mich noch nicht näher damit beschäftigt, finde aber den grundsätzlichen Ansatz gut: weg von großen Konzernen, die von der Datenauswertung leben. Hin zu Dezentralität und Selbstbestimmung.

Das große Problem, das ich sehe, ist ja momentan:
– niemand hat so tolle Collaboration-Tools wie Google (Google Docs etc.)
– niemand hat so ein weit verbreitetes und userfreundliches VoIP-System wie Skype
– niemand beitet so eine coole Usability wie Flickr
– niemand hat so ein so verzweigtes und gut angenommenes Netzwerk wie Facebook
– nirgendwo ist eine so gute Suchmaschine wie Google in Sicht

Die Liste lässt sich ewig fortführen. Bei jedem dieser Modelle gehen wir den Deal ein: „Privatsphäre abgeben, coole Tools für umsonst bekommen.“ Ich habe da keine Lust drauf. Ich war nie mit meinem echten Namen bei Facebook angemeldet, ich meide Google außerhalb der Suchfunktion. Ich habe einfach keine Lust auf diesen Deal. Und dennoch will ich ein soziales Netzwerk, ich will meine Links verwalten, Cloud Computing machen, Twittern, Bilder Freunden zur Verfügung stellen – und nicht ausgeschlossen sein, weil ich nicht bei irgendeinem Konzern nicht angemeldet bin.

Ich vermute mal, dass es einigen Leuten so geht. Deswegen finde ich jeden Ansatz gut, der auf Basis von offenem Code versucht, Alternativen zu den Datenkraken zu schaffen, denen ich einfach nie vertrauen werde. Ich habe selbst an Mini-Social-Networks auf Basis von WordPress rumgeschraubt und damit verdammt gute Erfahrungen für Nutzergruppen von bis zu 50 Leuten gemacht. Auf einmal laden die Freunde ihre Bilder nicht mehr zu Flickr, sondern ins wirklich private Social Network. Auf einmal wissen die Menschen, wer die Daten nutzt, wer darauf zugreifen kann oder auch nicht. In diesen Lösungen gibt es kein kommerzielles Interesse, das jeden Pups mitschneidet und Profile von mir anlegt. Was bei diesen Systemen bleibt, ist das gute Gefühl, dass die Daten nur denen zukommen, die ich auch daran teilhaben lassen will.

Deswegen, liebe Diaspora-Nerds: ich bin gespannt.

Ein Kommentar

  1. Mario H. says:

    Ich bin mir auch nicht sicher, ob mein fb-Account noch lange hält, mich nervt diese ganze Datensammelei ganz ordentlich. Warte auf jeden Fall gespannt ab, wie sich Diaspora so entwickelt.
    Btw: als Suchmaschine verwende ich nur noch ecosia (ecosia.org), die sind grün und haben ganz ordentliche Suchergebnisse.

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