Interview zu Atomforum vs. Netz: „Gegen Satire vorgehen ist immer Quatsch“

Was sagt eigentlich ein PR-Fuzzi zum Verhalten des Atomforums gegen die Twitter-Satire @atomforum_ev? Wir haben mal einen gefragt, den wir selbst gut kennen und der gleichzeitig die PR-Branche und solche Kunden kennt. Lou Canova ist nicht nur ein Metronaut der ersten Stunde, sondern seit Jahren in Sachen Public Relations tätig. Mittlerweile arbeitet er als PR-Stratege in leitender Position für eine große Werbeagentur in Berlin.

Du arbeitest seit Jahren in der PR-Branche. Wie schätzt Du den Fall Atomforum vs. Social Media ein?
Grundsätzlich hat das Atomforum in Netz natürlich einen schweren Stand. Die Mobilisierung über Social Media verläuft ja großteils gegen Kernkraft (während das Lobbying beim Essen im Borcherts eher Pro-Kernkraft ausfällt). Nicht ohne Grund verhalten sich Energieunternehmen eher unauffällig in der PR – sowohl in der Pressearbeit als auch in der direkten Öffentlichkeitsarbeit. Weder RWE noch das Atomforum können hier wirklich punkten. Das jetzt gegen die Satire vorgegangen wurde, ist natürlich totaler Quatsch. Denn bekanntermaßen werden so solche Aktionen eher noch gehighlighted und durch die Reaktion quasi geadelt.

Wie hätte das Atomforum mit der Satire umgehen sollen?
Einfach aushalten. Aussitzen. Kopf einziehen. Statt Streisand-Effekt, einfach Helmut-Kohl-Style. Der Handlungsspielraum ist ja sehr begrenzt.

Ist der Aufruf zu massenhaften Satire-Accounts der Worst Case in Sachen Social Media Relations?
Worst Case ist Fukushima. Aber ein PR-Berater würde sagen, dass das jetzt „suboptimal“ gelaufen ist. Aber das Themenfeld ist eh schon schwer verseucht und da macht das jetzt auch nichts mehr. Ich glaube nicht, dass die wenig humorvolle Reaktion des Atomforums die Öffentlichkeit wirklich überrascht hat. Insofern kann man nicht mal sagen, dass ein Imageschaden entstanden ist. Normalerweise ist es ja so, dass ein Thema aus dem Web auf die klassische Medienagenda springt, so dann entsprechend weit verbreitet wird und dadurch auch jenseits des Netzes bei Opa Schulze in der Tageszeitung aufpoppt. Das ist im Verhältnis schlimmer. Jetzt ist es ja fast anderes herum: Die breite Medienberichterstattung spiegelt sich im Netz und da dann auch in Satire wider. Der Schaden ist aber schon davor entstanden. Es gibt nichts, was den Super-GAU in Japan noch toppen kann. Es sei denn, das Atomforum hat Knut vergiftet..

Wie würdest Du als PR-Berater jetzt vorgehen?
In den Urlaub fahren.

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