Mehr Dünnschiss geht nicht: Merkbefreite Fanboys verteidigen Schnüffel-iPhone

Die Apple-Fanboys und Girls haben es dieser Tage nicht ganz einfach. Es vergeht ja kaum ein Tag, an dem Apple nicht aufs Maul bekommt. Und das zu Recht. Die jüngste Nummer des Konzerns: das iPhone speichert alle Standorte des Besitzers in einer unverschlüsselten Datei auf dem Handy ab. Apple hat die Nutzer darüber nicht informiert, sich aber in den AGBs die Zustimmung geholt, dass sie diese Daten auch nutzen dürfen.

Ich muss vorweg zugeben, dass ich mit zwei Geräten von Apple arbeite und diese auch gerne benutze. Seit Jahren. Aber diese ganze unkritische Fanboy-Mischpoke kotzt mich an. Die Apple-Jünger sind ja so dermaßen merkbefreit, dass es einem die Fußnägel bis über den Spann hochbiegt. Das sieht man schön in solchen „Gähn…“-Kommentaren, die dann auch noch inhaltlich und sachlich falsch sind.

Oder dieser hier von einer „iZicke“, ganz große Klasse:

Ich sag weiterhin, wen störts, wenn einzelne Unternehmen unsere Daten sammeln. Das macht der Staat doch auch, nur noch eine Frage der Zeit, bis wir bei Wikileaks nachlesen, können, wer sich wann wo befand. Und das auch bei Leuten ohne Handy, wohlgemerkt. Außerdem ist es doch egal, ob wir aufgrund der gesammelten Daten personalisierte Werbung bekommen. Mehr können Google, Apple und Co damit eh nicht anfangen. Und wer die Werbung wirklich liest, wird doch erfreut sein, wenn sie einen sogar interessieren könnte. Und wer sie nicht liest (das sind 99,wieviele?), der wird auch personalisierte Werbung nicht nutzen. Und gegen das Argument “von gestern Nacht” kann ich nur sagen, wem das, was er/sie hat nicht reicht, kanns auch gleich ganz wegschmeißen, wenn ihr versteht, was ich meine.

Oder dieser Tweet hier:

# iPhone tracker – useful tool to trace your whereabouts after you’ve been out all night drinking. Where is the issue?

Die Post-Privacy-Fanboys & Girls von der Spackeria finden das natürlich auch ganz klasse, denn die Daten kann man ja dann ganz praktisch mit Latitude, Foursquare und sonstigen freiwilligen Selbstüberwachdiensten abgleichen. Ein Riesengewinn für den Nutzer also! Und wer dagegen ist, ist sowieso von vorgestern. Wie bescheuert muss man eigentlich sein, wenn man das bislang geheim gehaltene Datensammeln eines Konzerns auch noch gutheißt. Die Spacken schaden dabei sogar ihrer eigenen Ideologie, die in ihrer elaborierten Ausführung immerhin die Freiwilligkeit als Maßstab setzt.

Zurück zu den Fanboys. Mir ist ziemlich unklar, wie man sich so zum Sklaven eines Unternehmens machen kann. Jede fucking Produktpräsentation wird mit eifrig-speicheltriefenden Twitterstürmen begleitet. Cool, dass iPad ist wieder 1 mm dünner geworden. Und der Start-Button erst. Sieht ja ganz anders aus. Für diese Erkenntnis, die in einer regelmäßig wiederkehrenden Werbeverkaufsshow, deren Name mir entgangen ist, dargeboten wird, zahlen diese Leute sogar Geld um den Livestream mitzuverfolgen. Als ich mal auf Twitter dazwischenrief, warum sie das denn tun würden, wurde ich von einer Welle idiotischer Fanboy-Tweets und Mentions überschüttet. Großartig, was da für eine Energie drinsteckt, die sich Apple zu Nutze macht. Das muss ich anerkennend feststellen. Und es macht mir Angst.

Wo bitte ist das Hirn dieser Leute auf der Strecke geblieben? Wann haben diese Leute den Gesamtverstand auf Kleinflamme umgestellt? Und was versprechen sie sich davon? Wir reden hier immer noch von Computern und technischem Gerät. Klar, sieht das vielleicht schön designt aus. Und manche Ideen von Apple waren ja wirklich nicht ganz doof.

Aber in letzter Zeit, tut sich Apple doch vor allem durch gequirlte Scheisse hervor. Mir erscheint das Unternehmen von seiner gesamten Ausrichtung her schlimmer als Microsoft: Datenschutz my ass, die Programme soll ich nur noch im App-Store kaufen dürfen, in Apps wird Erotik verboten, Regierungskritik als zu kritisch bewertet.

Die Meinungsfreiheit und die Möglichkeiten der schönen neuen Welt finden ihre Grenzen in Steve Jobs AGBs. Das ist nichts anderes als Bevormundung und Entmündigung des Users, der einfach nur ein technisches Gerät gekauft hat. Eingezäunt im hyperkapitalistischen Walled Garden dürfen wir vom faden Apfel essen, der uns vorgesetzt wird. Eine traurige kleine scheinbar freie Hipster-Welt, bestimmt von einem Konzern für den wir nur die kleinen Deppen sind, die zum Erreichen der nächsten Quartalszahlen herhalten müssen.

Den eingefleischten Fanboy kann das nicht stören: denn wo das Apfel-Logo prangt, sitzt man im innovativen Zug mit Halbgott Steve Jobs. Da muss das Gute sein. Das Große, das Kreative. Immer einen Schritt voraus. Auf dem Weg in eine neue Gesellschaft des Lichts! Komme, was wolle, wir stehen auf der richtigen Seite.

Wie blöd kann man eigentlich sein, dass man diese Konzernstrategie – die ja Apple nicht erst seit gestern beschreitet – überhaupt nicht als in irgendeiner Form kritisierenswert, beknackt und als die elende kapitalistische Kackscheisse, die sie ist, erkennt?

Foto: CC-BY-NC-SA Thiago Martins


Opt-Out von Apples tollen neuen Location-Service geht übrigens so: einfach oo.apple.com im Browser aufrufen. Und das reicht?
Update: Das schaltet wohl nur personalisierte Werbung aus – und nicht die consolidated.db. Oder?

30 Kommentare

  1. Ulf says:

    Ganz unrecht hast du ja nicht. Bei einigen wäre sicherlich etwas mehr Kritik angebracht, als es dann tatsächlich der Fall ist. Apple muss sich hier eindeutig erklären, wieso die Nutzerschaft nicht intensiver darauf hingewiesen wurde. Die Datei ist zwar schon eine ganze Weile bekannt, sie taucht bspw. in Handbüchern zur iPhone-Entwicklung auf, der Nicht-Entwickler hört aber sicherlich zum ersten Mal von ihr. Bisher sehe ich aber keinen Grund, in Panik auszubrechen, da noch (!) nichts schlimmes mit den Daten geschehen ist. Aber klar, es wäre theoretisch möglich, was schon Grund genug für massive Kritik an Apples Politik ist.

    Ich vermute einfach mal, dass du wissentlich und absichtlich einen so beknackten Titel für deinen Artikel benutzt hast ;-). Was deine Kritik am goldenen Apple-Käfig angeht kann man natürlich geteilter Meinung sein. Ich bin es auch, also geteilter Meinung. Einerseits genieße ich die Tatsache, dass einfach alles funktioniert und verstehe auch, wieso Apple die iOS-Plattform relativ dicht gemacht hat, auf der anderen Seite entmündigt das den Besitzer der Geräte tatsächlich etwas über Gebühr. Nicht, dass Apple da der erste Hersteller ist, aber sie gehören dennoch eindeutig dazu.

  2. daywalker says:

    Man mag zum Grundthema stehen wie man will – schade dabei finde ich nur, dass der Autor einerseits gerne mit zwei Apple-Produkten arbeitet, andere AppleUser dabei als merkbefreite Fanboys betitelt.

    Kurz und gut – ich habe sogar 5 Apple-Produkte die ich sehr gerne nutze, u.a. ein Schnüffel-iPhone und bin mir u.a. bewusst was ich tue, wenn ich das gute Stück jeden Tag benutze und bei mir trage.

    Frage: Bin ich nun mit meinen 51 Jahren ein merkbefreiter Fanboy der gerade Dünnschiss verbreitend rumspackt, oder darf ich doch eine eigene oder sogar keine Meinung haben?

    Oder muss ich hier und anderswo erst fragen, ob ich eine ebensolche haben darf?!

    Man(n) könnte diesen Eindruck durchaus gewinnen …

  3. daywalker says:

    Und … das Bild hat echtes Blöd-Zeitungs-Niveau ~ meine Gratulation dazu ;-)

  4. d4t4 says:

    Einfach nicht kaufen.

  5. dephzon says:

    @alle kommentare oben:

    euer problem ist, das ihr das „apple nuzten“ im gegensatz zum autor zum teil eurer identität gemacht habt und euch deswegen von dem artikel persönlich angemacht fühlt. mit verlaub – das ist recht idiotisch.

    von meinen macbook pro gesendet

  6. Johan says:

    Da Du mich via Verlinkung direkt ansprichst nur kurz:
    1) Bin kein Teil der Spackeria
    2) Bin kein Fanboy (zumindest nicht blinder Jubeljunge)
    3) Verstehe Deinen Punkt nicht ganz:
    * Das Apple die Daten auf eigene Server überträgt ist schon lange bekannt
    * Das die Daten auf dem eigenen iPhone gespeichert werden war wahrscheinlich, ist jetzt aber sauber aufgedröselt
    * Ein neues Datenschutzproblem ist es nur dann, wenn
    a) Jemand anders das iPhone ungeschützt in die Finger bekommt
    b) Jemand an den eigenen Rechner kommt und an den Daten rumspielen darf.

    In beiden Fällen hat der betroffene ein deutlich größeres Problem, was den Aufbau eines Persönlichkeitsprofils angeht. In Kürze:
    * Browserhistorie
    * Gespeicherte Passwörter
    * Mail-Client
    * Gespeicherte Cookies
    * Bookmarks
    * …

    Ich freue mich, das Apple mit der neuen OS/X-Version Lion endlich WholeDiskEncryption dabei hat. DAS war nämlich bisher ein echtes Datenschutzproblem.

    Wie gesagt. Nichts neues. Wer an mein Backup kommt, der kommt auch an die SMS, Mails, etc. Also muss ich das genau so schützen, wie sämtliche anderen persönlichen Daten.

  7. uschi says:

    ihr seid alle spacken, dass internet befreit niemanden. jedes mal kommt immer wieder jemand daher, der mit technologie euer leben mitbestimmt. werdet euch erstmal klar, wieviel euer leben sowieso schon diktiert wird durch andere, bevor ihr ständig die freiheitskeule rausholt. apple ist genauso asozial wie alle anderen auch, warum? weil menschen mit interessen und überzeugungen dahinter stehen.

  8. Tom says:

    Eigentlich -das war noch kurz vor Erscheinen von OSX- habe ich die Kisten von Äppel immer ganz nett gefunden. Jedenfalls sympathischer, als das Zeug aus Redmond (im Regelfall benutzte ich damals schon Linux).
    Dann hatte ich eine zeitlang einen Pool voller Macs an einer Hochschule zu betreuen – und seither packt mich die reine Mordlust, wenn ich das Wort „Apple“ nur lese. Wen interessiert’s *wo* und *wann* die MacZombies ihr Hirn verloren haben? Tatsache ist, sie haben keines: Diskussion unmöglich, Appell an den Verstand Zeitverschwendung, einzige Rettung bekannt…

  9. awsum says:

    „[…] wenn man das bislang geheim gehaltene Datensammeln eines Konzerns auch noch gutheißt.“

    Ich lachte. Interessant, dass dieses „bislang geheim gehaltene Datensammeln eines Konzerns“ schon Inhalt eines gedruckten Buches ist. -> http://alexlevinson.files.wordpress.com/2011/04/photo.jpg?w=584&h=436

    Und genau deshalb darf man durchaus den ein oder anderen „Gähn…“-Kommentar hinterlassen. ;)

    http://www.iphoneblog.de/2011/04/21/liebe-panikmacher-ich-hasse-euch/

  10. dinosaurierfleisch says:

    der Autor hat es geschafft mit seinem, doch sehr emotionalen text, mir aus der Seele zu reden. ich konnte diesen Apple hype noch nie verstehen.
    Fanboy hin oder her. Apple-User werden verApplt und über den Tisch gezogen wo es nur geht! DRM, Kosten-Nutzen, Apps nur vom AppStore, Spionage und Software Bugs würden jedem vernünftigen Menschen abschrecken.
    Und dann noch dieses IHHHHHHH.

    Frohe Ostern

  11. cc says:

    Ich bin faziniert, wie hohlbirnig die nach kommenden Generationen mit der Technik um gehen und völlig überfordert sind diese zu beherrschen. Der Computer dient der Anwendung, alles andere ist doch ein reines schön reden und zeigt die geistige Bildung der Nutzer.

    Wie dämlich muss man eigentlich sein, wenn man sich das Prinzip Computer entziehen lässt und selbst zur Anwendung wird – nämlich die der Konzerne…

    Der Gipfel der Unterbelichtung ist die verzweifelte Entkräftung der Wahrheit, mit der Begrüdung das man ja wisse was man tut. Ihr wisst also das ihr dämlich seit ? Na dann mal los !!

  12. awsum says:

    Von Unterbelichtung reden, aber selbst weder das „daSS“ oder den Unterschied zwischen seiD und seiT beherrschen. Zusätzlich kommt dann noch ein Leerzeichen vor ? oder ! und deplatzierte Kommata. Großes Kino.

  13. (falscher) fasel says:

    Wovor hast du Angst? Was hast du zu verbergen? Habe mir mal ein paar reflektiertere Gedanken zu dieser Angelegenheit gemacht: http://spackeria.wordpress.com/2011/04/20/das-stasiphone-mit-peilsender/n Für mich bleibst du ein Reaktionär.

  14. cc says:

    @awsum

    Das sind schwerwiegende Argumente, das trifft mich sehr und meine Rechtschreibschwäche wird mich lehren an keiner Diskussion teilzunehmen ;)

  15. Sich über Datenschutz aufregen aber zum Verfassen eines Kommentars persönliche Daten verlangen…

    Man nehme diesen Artikel und ersetze mal Apple durch Opel.
    Oder Erdbeeren, Kinder, irgendeine Musikrichtung …

    Hier kann also jemand Fans nicht ausstehen.
    Aber schreibt selber in einer nahezu fanatisch-provokanten Form,
    dass man sich fragt, ob der Autor an ADS leidet.

    Wen interessiert dieser ganze Müll?

  16. Niklas says:

    Die consolidated.db hat wahrscheinlich nichts mit Spionage durch Apple zu tun. Was weder die Berichterstatter noch die Fanboys, die Apples vermeintliche Datensammlung verteidigen, zu verstehen scheinen. Die consolidated.db wird nicht an Apple übermittelt, sie kann aber von jedem gelesen werden, der Zugriff auf das iPhone bzw. ein Backup davon hat. Hier ist die Ortungsfunktion einfach schlampig implementiert.

  17. daywalker says:

    By the way – die Android-Variante: http://bit.ly/eVSFoW

  18. Grundsätzlich wird es dann interessant wenn „Ballungsgebiete“ von iPhone-Usern generiert werden um via RFID gezielt Werbung auf das Gerät zu pushen !!! Clever gemacht Apple ! Ich bleibe auf jeden Fall bei Android und laß mich von Google ausspionieren ;)

  19. fasel says:

    der „fasel“ weiter oben war nicht ich.
    Ich, als Autor dieses Beitrags: http://spackeria.wordpress.com/2011/04/20/das-stasiphone-mit-peilsender/ habe dein Rant als „nice rant!“ bezeichnet:
    http://twitter.com/#!/fasel/status/61067910591942656

    natürlich sehe ich es inhaltlich leicht anders, aber so eine Keule finde ich durchaus mal erfrischend

  20. Ben says:

    Apple ist einfach nur ein Religionsersatz und Steve ist der Heiland. Man geht zur Messe, verachtet Ungläubige und kauft teure Devotionalien und fühlt sich als was Besseres.

  21. Stefan says:

    Tja,das Hauptproblem sind die Politiker die jetzt rumschreien!

    Jahrelang wurde immer nur auf MS rumgekloppt,und zwar einzig weil sie groß waren.
    Apple dagegen konnte machen was sie wollten,und zwar einzig weil sie klein waren.

    Apple gehört genauso reguliert wie microsft goggle,oder jedes andere unternehmen.

  22. Tharben says:

    Wie blöd kann man eigentlich sein, dass man diese Konzernstrategie – die ja Apple nicht erst seit gestern beschreitet – überhaupt nicht als in irgendeiner Form kritisierenswert, beknackt und als die elende kapitalistische Kackscheisse, die sie ist, erkennt?

    Yeah, kapitalistische Kackscheisse. Treffer. :)

  23. mercur says:

    Kapitalistische Kackscheisse?
    Ok, dann kauf ich mir ein Telefon ohne eingebauten Kapitalismus. Oh, es gibt keine non-profit-Kollektive, die Smartphones bauen? Überraschung.
    Es ist ja auch wirklich ein Gipfel der Unverschämtheit, dass es sich ein börsennotiertes Unternehmen herausnimmt, seinen Profit maximieren zu wollen.

  24. Constanze says:

    Ach, Herr John F. Nebel, hat ja selten wer den Nagel so auf den Kopf getroffen. :}

    Am meisten mußte ich aber doch über die beiden fasel hier in den Kommentaren lachen. *bwahaha* Wie weißt Du eigentlich, wer von beiden der Fake war? Ich mein, fasels Mailadresse und Webseite kennt ja die halbe Welt. Und darf sich niemand anders fasel nennen? Fragen über Fragen..

  25. fasel says:

    Nur ich bin der echte fasel,
    denn nur ich fasel…

  26. mazi says:

    @dephzon
    @ autor

    Ic feier euch!
    apple nimmt den fanboy´s einfach soviel geld weg,dass denen garnix anderes übrig bleibt als das produkt zu verteidigen,da sie ansonsten zugeben müssten,dass sie idioten sind ;)
    gute strategie,muss man zugeben.

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