#spanishrevolution: Das Manifest von „Democracia Real YA!“

In Spanien ist, weitgehend von medialer Berichterstattung ignoriert, eine breite Protestbewegung entstanden, die am 15. Mai etwa 100.000 Menschen auf die Straße gebracht hat. Auch heute waren wieder zehntausende auf den Straßen. Diese Bewegung ordnet sich, wie man dem Manifest (englisch / spanisch) entnehmen kann, nicht als links oder rechts, sondern betont die Spannbreite der politischen Meinungen in Ablehnung der bestehenden Politik Spaniens. Sie ist tatsächlich nicht ganz einfach zu fassen…

Um sich zu artikulieren bedient sich die Bewegung der Mittel der Besetzung öffentlicher Plätze, ein Hauch von Tahrir weht also durch Spanien. Nicht die einzige Parallele zu den Protesten in der arabischen Welt. In 27 Städten wurden Protestcamps errichtet. Der Staat reagiert mit gewaltsamen Räumungen, mit Flutungen von öffentlichen Plätzen wie in Minsk Valencia und angeblich auch mit Störsendern, um die gut vernetzte Bewegung zu stören.

Ich habe hier mal das Manifest, das Spreeblick in diesem ersten großen Artikel übersetzt hat, um ein paar kleine Fehler bereinigt. Es zeigt ganz gut, um was es den Leuten auf der Straße geht:

Wir sind normale Menschen. Wir sind wie du: Menschen, die jeden Morgen aufstehen, um studieren zu gehen, zur Arbeit zu gehen oder einen Job zu finden, Menschen mit Familien und Freunden. Menschen, die jeden Tag hart arbeiten, um denjenigen die uns umgeben eine bessere Zukunft zu bieten.

Einige von uns bezeichnen sich als fortschrittlich, andere als konservativ. Manche von uns sind gläubig, andere wiederum nicht. Einige von uns folgen klar definierten Ideologien, manche unter uns sind unpolitisch, aber wir sind alle besorgt und wütend angesichts der politischen, wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Perspektive, die sich uns um uns herum präsentiert: die Korruption unter Politikern, Geschäftsleuten und Bankern macht uns hilf- als auch sprachlos.

Und diese Situation ist mittlerweile zur Normalität geworden – tägliches Leid, ohne jegliche Hoffnung. Doch wenn wir uns zusammentun, können wir das ändern. Es ist an der Zeit, Dinge zu verändern. Zeit, miteinander eine bessere Gesellschaft aufzubauen. Deswegen treten wir eindringlich hierfür ein:

  • Gleichheit, Fortschritt, Solidarität, kulturelle Freiheit, Nachhaltigkeit und Entwicklung, sowie das Wohl und Glück der Menschen müssen als Prioritäten einer jeden modernen Gesellschaft gelten.
  • Es gibt Grundrechte, die unsere Gesellschaft gewähren muss: das Recht auf Wohnung, Arbeit, Kultur, Gesundheit, Bildung, politische Teilhabe, freie persönliche Entwicklung und das Recht auf Konsum von Gütern, die notwendig sind um ein gesundes und glückliches Leben zu führen.
  • In ihrem momentanen Zustand sorgen unsere Regierung und das Wirtschaftssystem nicht für diese Prioritäten, sondern stellen sogar auf vielerlei Weise ein Hindernis für menschlichen Fortschritt dar.
  • Die Demokratie gehört den Menschen (demos = Menschen, krátos = Regierung), wobei die Regierung aus jedem Einzelnen von uns besteht. Dennoch hört uns in Spanien der Großteil der Politiker überhaupt nicht zu. Politiker sollten unsere Stimmen in die Institutionen bringen, die politische Teilhabe von Bürgern mit Hilfe direkter Kommunikationskanäle erleichtern, um der gesamten Gesellschaft den größten Nutzen zu erbringen, sie sollten sich nicht auf unsere Kosten bereichern und deswegen vorankommen, sie sollten sich nicht nur um die Herrschaft der Wirtschaftsgroßmächte kümmern und diese durch ein Zweiparteiensystem erhalten, welches vom unerschütterlichen Akronym PP & PSOE angeführt wird.
  • Die Gier nach Macht und deren Beschränkung auf einige wenige Menschen bringt Ungleichheit, Spannung und Ungerechtigkeit mit sich, was wiederum zu Gewalt führt, die wir jedoch ablehnen. Das veraltete und unnatürliche Wirtschaftsmodell treibt die gesellschaftliche Maschinerie an, einer immerfort wachsenden Spirale gleich, die sich selbst vernichtet indem sie nur wenigen Menschen Reichtum bringt und den Rest in Armut stürzt. Bis zum völligen Kollaps.
  • Ziel und Absicht des derzeitigen Systems sind die Anhäufung von Geld, ohne dabei auf Wirtschaftlichkeit oder den Wohlstand der Gesellschaft zu achten. Ressourcen werden verschwendet, der Planet wird zerstört und Arbeitslosigkeit sowie Unzufriedenheit unter den Verbrauchern entsteht.
  • Die Bürger bilden das Getriebe dieser Maschinerie, welche nur dazu entwickelt wurde, um einer Minderheit zu Reichtum zu verhelfen, die sich nicht um unsere Bedürfnisse kümmert. Wir sind anonym, doch ohne uns würde dergleichen nicht existieren können, denn am Ende bewegen wir die Welt.
  • Wenn wir es als Gesellschaft lernen, unsere Zukunft nicht mehr einem abstrakten Wirtschaftssystem anzuvertrauen, das den meisten ohnehin keine Vorteile erbringt, können wir den Missbrauch abschaffen, unter dem wir alle leiden.
  • Wir brauchen eine ethische Revolution. Anstatt das Geld über Menschen zu stellen, sollten wir es wieder in unsere Dienste stellen. Wir sind Menschen, keine Produkte. Ich bin kein Produkt dessen, was ich kaufe, weshalb ich es kaufe oder von wem.

Im Sinne all dieser Punkte, empöre ich mich.

Ich glaube, dass ich etwas ändern kann.

Ich glaube, dass ich helfen kann.

Ich weiß, dass wir es gemeinsam schaffen können.

Geh mit uns auf die Straße. Es ist dein Recht.

Weitere Informationen:
Interview mit Rafael Eduardo Wefers Verástegui
– Twitter: @rafaelwv und #spanishrevolution, #yeswecamp, #acamapadasol
taz-Artikel „Wir haben keine Zukunft“
textundblog 1 / 2
Kotzendes Einhorn
El Mundo „Miles de personas toman las calles…“

16 Kommentare

  1. Jens Best says:

    Ich kenne das Gefühl unter einigen meiner spanischen Freunde noch aus meinen Jahren in Spanien, die noch nicht allzu lange her sind.

    Das Gefühl, dass du dich für deine 50qm Eigentumswohnung auf Jahrzehnte zu Wucherzinsen verschuldest. „Wohnsklave“ nennt man sich scherzhaft selbst, um die Situation im gewohnten Stolz zu ertragen.

    Das Gefühl, sich nur in alternativen Kreisen von Gleichgesinnten und oftmals Gleichaltrigen noch die Illusion einer anderen Zukunft leisten zu können.

    Das klare Wissen, dass man mit einem Hungerlohn abgespeist wird und gleichzeitig ein Preisniveau akzeptieren muss, dass nicht nur wegen den reichen Einwanderern aus dem Norden bei Mieten und im Supermarkt zu unerträglicher Ungerechtigkeit führt.

    Das Wissen, dass all‘ die Deals in der Stadt mit Koffern ermöglicht wurden, aus denen die 500er-Euronoten rausqollen. Deals, die das
    Leben einer Stadt privatisieren und die Schönheit der Umgebung für die betrügenden Reichen reservieren.

    Deine achso kluge ältere Schwester, die doch erst soviel „Erfolg“ hatte mit den 3 oder 4 Immobilien, die sie querfinanizert hatte, und die jetzt vor einem finanziellen Scherbenhaufen steht, weil diese komische „Blase“ geplatzt sein soll.

    Das ernste Gesicht deines Vaters, wenn das Thema Geld beim Grillen aufkommt und deine Mutter, die plötzlich öfters weint, und trotzdem die Familie tapfer zusammenhält.

    Aber auch:

    Demos gegen Miet- und Zinswucher, gegen Ausbeutung in der Arbeit, gegen frühzeitige Konditionierung in Schule und Universität. Demos, die sich per SMS von einer Stadt zur nächsten fortpflanzten wie ein Lauffeuer.

    Strassentreffen, die als „Saufparties“ verschrieen waren, aber den Kern des Aufstandes in sich trugen.

    Anständige, junge, aber doch schon sehr erwachsene Menschen beim Barbeque, hinter deren Augen das Gefühl „So kann es nicht weiter gehen“ unruhig und leise funkelte.

    Auch die REvolution an den nördlichen Rändern des Mittelmeeres, der Aufbruch, wie ich es bescheidener nennen will, kam nicht von heute auf morgen. Es ist die Arroganz des Kapitals, die das Zwischenmenschliche auffrisst, es ist die Versuchung, die jeden befallen kann und die Besessenen zu Vollspacken macht.

    Es sind die Strukturen, die dies beförderten und aktuell noch tragen, die nur hinweggefegt werden können, nicht reformiert.

    Es sind die moralischen Ansprüche an uns selbst, einzeln und gemeinsam; die Ansprüche an den Einzelnen, aufbauend auf alten Werten, die neu erblühen durch die neue kommunikativ erfahrene Gemeinsamkeit.

    Brüche müssen nicht blutig sein, aber bei den meisten kracht es eben ordentlich im Gebälk.

    Repression bestätigt und verformt den Protest, der sich selbst an seinen eigenen Ansprüchen messen muss. Auch und gerade in den Momenten, in denen die Gefallenen des Kapitals ihre Fratze zeigen. In diesen Momenten müssen die Reihen geschlossen sein, der Wille stark und die Solidarität in allen möglichen Formen direkt ausgedrückt werden.

    #spanishrevolution: Das Manifest von “Democracia Real YA!

    Wo bist du, wenn es zählt?

  2. siegstyle says:

    Finde ich im Grunde sehr sympathisch. Aber was ist das Ziel? Und wer soll es erreichen? Wir? Man? Sehr heterogene Leute, die wahrscheinlich dann wieder alle brav zur Arbeit gehen, wenn die Wirtschaftskrise in Spanien überwunden wurde.

    Denn Auslöser sind doch keine ethischen Gesichtspunkte, sondern einfach Geld: Wenn die wieder Arbeitsplätze haben sie der Kapitalismus gar nicht mehr soooooooooooooo unknorke.

  3. @Jens: Danke für diesen schönen, treffenden und poetischen Kommentar!

  4. esteban says:

    Erstmal danke für das Manifest – war auf die schnelle die Seite auf der ichs fand – auf der offiziellen Seite ist die spanische Originalversion erstmal down.

    Ich bin im übrigen selbst gerade in Spanien, und bekomm so langsam etwas davon mit – ich denke ich werde mir heute nun mal selbst in Sol ein Bild davon machen.
    Oben beschriebene Charakteristiken kann ich aber selbst ganz gut bestätigen – gerade in Madrid (und Barcelona) ist das Miete zu Lohnverhältnis eine Frechheit und ich Frage mich immer wieder wie es die Leute schaffen bei so niedrigen Löhnen ihr leben in den großen Städten zu bestreiten. Auch wirtschaftstechnisch (natürlich) nicht mit Deutschland zu vergleichen…ich würde meinen Landwirtschaft, Fischfang usw. ist wohl wirklich typisches (Almeria, der Gemüsegarten Europas usw.)…Ölindustrie (Repsol)…und natürlich Banken und Baugewerbe, welche jetzt gerade durch die Krise natürlich ziemlich abgesackt sind. Interessant fand ich letztens auch einen kleinen Artikel in elmundo über den spanischen Minderwertigkeitskomplex als zurückgebliebenes Land nach der Franco-Diktatur bis in die 70iger und die Versuche aufzuschließen über den EU-Beitritt, den Versuch in die G8 vorzudringen bis zum Überholen Italien im BIP/Einwohner. Dies betrachtend hat man sich bei dieser Jagd vielleicht auch einfach auf falsches, im Nachhinein wenig nachhaltiges konzentriert wie eben Bau- und Spekulationsboom.

    Zu den Fragen wie…was ist das Ziel, wer soll es erreich, wie usw. vielleicht ein paar Gedanken von meiner Seite.

    Ich muss sagen ich bin selbst gerade dabei mich zu informieren weil mir zunächst der Gedanke gefällt viele vielleicht wachzurütteln die Dinge in die Hand zu nehmen und politisch wieder aktiv zu werden.

    Doch ich denke, dass wir es heutzutage kaum mehr mit klaren Ideologien, Figuren, Systemen usw. zu tun haben, vieles hat sich weitgehend aufgelöst und Politik heutzutage gleicht weitgehend einem perlmuttern glänzendem Schattentheater – politische Prozesse, Meinungsbildung und Entscheidungen sind häufig dem Kontext der tatsächlichen Sachlage total enthoben.
    Wir begreifen oftmals die Verbindung zwischen unserem Denken, Handeln und täglichen Leben und den Vorgängen in der Welt nicht und leiten dementsprechend Dinge oder Entscheidungen ab bei denen das Tragen der verbundenen VErantwortung zur keiner Zeit zur Disposition zu stehen scheint. Medien polarisieren die gesellschaftliche Meinung, machen Politikern teilweise zu Marionetten absoluter Meinungsmache ermöglichen ihnen aber auch gewisse Prozesse und Ereignesse geschickt populistisch auszunutzen. Ich denke es ist schwer hier klar und deutlich eine schuldige Partei oder einen Grund auszumachen und ich denke viele Entwicklung bzw. Vieles der heutigen Situation hängt natürlich mit Charakteristiken des Menschen selbst und der historischen Entwicklung (okzidentale Denkweise, Entwicklung der Arbeitsteilung und des heutigen Wirtschaftssystems usw.) zusammen, dennoch – im Grunde kreieren und halten wir dieses Theater weiter am Leben, genauso wie Politiker, Journalismus usw. von ihrer Seite.
    Der Punkt, meiner Meinung nach, wäre eben umzudenken, sich gewahr werden, die Verbindungen erkennen. Ich denke man muss in sehr vielen Bereichen das Denken ändern und in gewisser Weise beginnt eben auch schon Freiheit.
    Dostojewski meinte „Nimm den Menschen die Freiheit, und sie werden dir dafür danken“. Ich denke dies beschreibt auch ganz gut den Hang des oder der Menschen sich einer Autorität zu unterwerfen und seine bzw. ihre Freiheit herzugeben – der Punkt ist, Freiheit ist schwierig, Freiheit fordert auch und bedeutet Verantwortung, genauso wie Demokratie.
    Wenn ich Menschen häufig über die Politik schimpfen höre kommen mir ähnliche Gedanken – man verschenkt seine Freiheit an so genannte Politiker um sich danach darüber zu beschweren wie schlecht sie damit umgehen.
    Abschließen meine ich also, dass sich substantiell schon in der Denkweise und im Verständnis einiges ändern muss um die Situation zum Besseren zu wenden…eine Kritik des so genannten Systems ist da oft auch zu wenig..das System sind im Grund auch wir…oder kreieren wir…man muss politsche Dinge auch aktiv in die Hand nehmen, sich einsetzen, demokratischer Verantwortung gerecht werden und in diesem Zusammenhang könnte diese Entwicklung auch ein Hoffnungsschimmer sein…..

    ….ich versuche zusehends auch persönlich diesen Gedanken gerecht zu werden….

  5. IBo says:

    Ola Esteban! Schön mal einen Menschen zu hören, der sich auch selbst in die Verantwortung nimmt. Letztenendes ist es doch der Wahn fast aller Menschen, das günstigere Produkt dem teureren vorzuziehen, oder der rentableren Geldanlage den Vorzug zu geben. Bricht uns diese „Geiz ist geil“ -Mentalität am Ende nicht selbst das Rückgrat? Sind wir denn nicht alle irgendwie fiese Kapitalisten und nur auf unseren persönlichen Vorteil aus? Ich hoffe die Spanier machen Europa vor, wie neuzeitliche Politik funktionieren kann. Ich wünsche viel Glück dabei und bete für Euch.

  6. esteban says:

    Hallo IBo,

    Das ist es eben…man kritisiert das Wirtschaftssystem und bestehende Entwicklungen – entscheidet aber munter weiter eben genau in diese Richtung ohne die Zusammenhänge zu verstehen und ja – es ist eben in uns selbst drinnen. Wo ein Markt, da auch ein Produkt….

    Ich bin ebenfalls gespannt – trotz Verbot gehen die Proteste ja munter weiter…!

  7. auf der facebook Seite der Spanischen Revolution wurde ein kurze Ansprache von José Saramago hochgeladen: ¿Dónde está la democracia? – vielleicht kann das jemand ins Englische oder Deutsche übersetzen?

    Toller Beitrag! Ich war so frei, ihn zu flattrn :-)

  8. Inés M. says:

    @Richard, Jose Saramago, der portugiesischer Schriftsteller ist (leider) seit einem Jahr gestorben, schwer hat er sich geäussert, über was diese Tage in Spanien passiert. Du meinst José Luis Sampedro, Wirtschlaftsprofessor, schrifsteller und Denker, Gegner des Franco-Regims, Parlamentarier und sehr wichtige Figur der Transición…
    http://www.youtube.com/watch?v=LOmh3jcV28g Hier kannst du Englische Untertitlen schalten

  9. Was geschehen muss geschieht!
    Das Alte wird ausgehebelt, die Jugend erhebt sich!
    Die Jugend! Das sind wir alle die an das Leben glauben!
    Und jetzt geschieht es! Es passiert! Wir passieren!
    Wir passieren den Übergang, der schon so lange herbeigesehnt wurde!

    Die Herrschaft des Volkes (Demokratie) wird gerade jetzt neu geboren aus uns – und wir sind reif geworden sie zu erneuern und in eine bessere dauerhaftere Form zu gießen als es unseren Eltern möglich war.

    Die große Überraschung hat begonnen!!!

  10. Elke Lamek says:

    Felicidades zu dem wunderbaren Komentar von Jens Best, weil er so treffend beschreibt, was hier in Spanien gerade zum Brodeln kommt – endlich!

  11. Olivia says:

    Ich lebe seit fast 4 Jahren in Spanien und ich kann leider eure positive Meinung über die Demonstrationen nicht teilen. Das Grundproblem meiner Meinung nach ist, dass die Spanier wenig solidarisch sind und Arbeitslosigkeit im besten Fall als ok angesehen wird (wenn man nicht sogar bewundert wird, à la : wow der/die hats echt geschafft, nix arbeiten aber Geld haben). Im dem Sinn und angesichts der Arbeitssituation vorallem, ist es auch interessant, dass das Recht auf Arbeit nicht viel stärker herausgestrichen wird. Arbeit wird schlecht bezahlt und die Behandlung in der Arbeit ist noch schlechter. Daher ist es auch durchaus verständlich, dass man das Thema Arbeit eher umgeht. Ich kann mir auch gut vorstellen, dass es für Unternehmen in Spanien normal ist die normalen Arbeitnehmer schlecht zu bezahlen, dafür die Chefs umsobesser. Nur so kann ich mir den Durchschnittslohn von ca. 22.000 eur erklären. Gehälter von 800-900 eur sind völlig normal.
    Weiters wird Solidarität in Spanien nicht gross geschrieben. Derjenige der den anderen übers Ohr hauen kann ist ein Vorbild (à la wow hat nichts arbeiten müssen und ist zu massig Geld gekommen). Was ich bisher gesehen habe ist das Misstrauen in der Gesellschaft sehr hoch. Dieser Meinung sind auch die Spanier selbst (El País, 22.11.2010, opinión, la cuarta pagina: Cambiar el modo de ser por Victor Perez Diaz).
    Einerseits gibt es den grundauf ehrlichen Spanier, der bis zu 2 Stunden zur Arbeit und 2 Stunden zurück fährt und für 1000 eur arbeitet und versucht seine Hypothek zu bezahlen andererseits gibt es den ‚kleinen Halunken-Spanier‘, der bei den Eltern lebt, schwarz arbeitet, sich seinen Maserati kauft und nur Markenkleidung trägt. Dieser und nicht der ehrliche Spanier wird bewundert und ist Vorbild. Dieser Arbeitstyp wird auch indirekt durch den Staat gefördert: Wenig Steuerprüfungen und (falls anwendbar) auch keine oder sehr milde gesetzliche Folgen. Aus diesen Gründen und noch einigen mehr, die ich hier nicht weiter ausführen möchte, kann ich mir nicht vorstellen, dass die Demonstration wirklich so positive Ziele verfolgt, wie es viele ausländische Medien schreiben. A mi oponión están vendiendo humo.

  12. IBo says:

    Hallo Olivia. Traurig, diese ungewollte Tatsache so hemmungslos von jemandem hören zu müssen, der es mit Sicherheit besser weiss als ich. Was ich als unglaublich interessant an dieser „Revolution“ finde, ist wohl genau dieses, worauf ein kleiner Teil Menschheit schon seit anbeginn selbiger hofft. Nämlich, dass sich endlich etwas ändert. Die Gier und der Neid haben den Menschen doch schon zerfressen, seitdem er sich auf zwei statt vier Beinen bewegt. Der eine Urzeittrupp hat den anderen lieber nachts im Schlaf überfallen um sich das Feuer und andere Gebrauchsgegenstände zu klauen. Lieber töten und bestehlen, als sich gegenseitig zu unterstützen und seine Andersartigkeit zu aktzeptieren und die Vorteile daran zu suchen. Es gibt und gab zu jeder Epoche mit Sicherheit auch andere: Gandhi, Jesus, Mutter Teresa, ne handvoll chinesischer Menschenrechtler, welche spurlos verschwinden oder Ärzte in Not, aber solange die grosse Mehrheit nach dem roten Sportwagen lechtzt(wobei ich leider zustimmen muss) und allem Schönen und Kostbaren, was uns durch Medien suggeriert wird, werden sich auch unsere Systeme nicht ändern. „Eine Regierung ist genauso, wie das Volk, dass Sie regiert.“ Ich finde das trifft zu, deshalb müssen sich die Menschen ändern, wenn die Systeme es sollen. Ich habe die Hoffnung, dass diese Bewegung in Spanien den Grundstein dafür legt und sich die Ideologie des wertvollen Menschen auch über die Grenzen Europas durchsetzt. Naja, mal sehn! Am Samstag gibts in Düsseldorf eine Kundgebung zum genannten Thema, dann geh ich mal auf Meinungsfang in Deutschland. Ich schicke viele Gebete zum Himmel, dass wir irgendwann begreifen, dass das Streben nach Reichtum und Macht zu mehr glücklosen wie glücklichen Gemütern führt.

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