Anonymous: Warum Solidarität jetzt wichtig ist

In den USA, den Niederlanden und England wurden 19 mutmaßliche Anonymous-Aktivist/innen festgenommen und in einer Pressemitteilung des FBI mit Klarnamen „enttarnt“ worden. Ihnen wird „Verschwörung“ und die Attacke auf den payPal-Server vorgeworfen. Weitere Festnahmen sind angeblich in Vorbereitung.

Man mag von den Methoden und der Rhetorik („We don´t forgive“) von Anonymous halten was man will. Letztlich sind es politische Menschen, die sich gegen Fremdbestimmung, autoritäre Strukturen, gegen Internetzensur, Diktaturen, für Informationsfreiheit und viele weitere unterstützenswerte Ziele einsetzen. Oftmals ist das Mittel der Wahl eine koordinierte, aber nicht auf Botnets beruhende DDos-Attacke, eine digitale Sitzblockade vor den Servern von Firmen und Regierungen. In meinen Augen eine Form des zivilen Ungehorsams, vergleichbar mit einer Schienenblockade beim Castor. Die meisten Aktivisten sind greifbar, weil sie ihre DDos-Aktion eben nicht verschleiern oder anonymisieren. Der Ungehorsame nimmt dabei bewusst in Kauf, auf Basis der geltenden Gesetze für seine Handlungen bestraft zu werden. Er handelt aus freien Stücken, aus eigener Entscheidung und politisch. Das unterscheidet die DDos-Aktionen von Anonymous von irgendwelchen Botnets. (siehe auch: Das Arsenal des digitalen zivilen Ungehorsams)

Die Festnahmen und Anschuldigungen an die verhafteten Aktivist/innen richten sich also gegen alle, die das Internet als „Digitalen Öffentlichen Raum“ wahrnehmen. Sie richten sich gegen alle, die das Internet als politischen Raum wahrnehmen, in dem die gleichen Regeln gelten, wie auf der Straße draußen. Die Festnahmen und die verbundende Einschüchterung sind ein Versuch, den Spielraum der politischen Aktionsbreite zu schmälern. Harmlose Petitionen sind erlaubt, die digitale Sitzblockade vor einem Finanzunternehmen soll verboten sein. Letztlich geht es bei der Festnahmeaktion auch darum, gegen lose Netzwerkbewegungen und spontane Ideenbewegungen, wie Anonymous eine ist, vorzugehen – und sie als homogene Gruppen darzustellen.

Und es geht auch darum, kleine Kiddies, Teenager, junge Erwachsene, die auf einmal Anonymous cooler, sinnvoller und spannender finden als den ihnen vorgesetzten konformistischen Einheitsfraß, einzuschüchtern, ihnen Angst zu machen. Zu zeigen, seht mal, wir kriegen Euch, wir haben Eure Namen, wir werden Euch einsperren. Die Festnahmen sind ein weiterer Versuch, die Freiheit im Netz einzuschränken. Sie werden nur Auftakt sein, zu einer kommenden Debatte, die das Feindbild des „Hackers“ nutzt, um Grundrechte einzuschränken.

Aus diesen Gründen bin ich solidarisch mit den jetzt Festgenommenen!

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