Nervige PR

Garbage

Foto: CC BY Editor B

Als PR- und Werbefuzzie sollte ich mich vielleicht nicht zu weit aus dem Fenster lehnen. Aber heute mache ich das einfach mal. Wenn Unternehmen ein spannendes Thema haben, halte ich es für völlig legitim diese auch an Medien heranzutragen und durchaus selbstbewusst anzufragen, ob am Thema Interesse besteht. Letztlich ist es ja dann oft das Medium, dass entscheiden kann: Machen wir was, machen wir nichts – und (nicht ganz unwichtig) was machen wir? Um Gesprächen dann eine gewisse Basis zu geben, halte ich auch das Versenden von Pressemitteilungen für sinnvoll. Nach dem Motto „Schicken Sie mir doch mal ein paar Infos“. Natürlich gibt es vor allem auf Kundenseite (also auf Unternehmensseite) immer wieder den Wunsch, Pressemitteilungen an einen Verteiler zu verschicken. Also nicht on demand, sondern ungefragt. Finde ich zwar oft nicht sinnvoll, aber auch in einem gewissen Maße auch nicht schlimm. Wenn man sich da zurückhält in Frequenz etc. In meiner Doppelfunktion als Gelegnheitsblogger und Agenturheini bin ich in der Position, sowohl ab und an zumindestens Strategien zu erarbeiten, die das Versenden von Pressemitteilungen beinhaltet als auch Pressemitteilungen von anderen Agenturen/Unternehmen zu erhalten.

Es gibt Branchen, die sind von sich selbst so besoffen, dass sie überhaupt nicht mehr merken, dass ihre Pressearbeit eher etwas mit Spamming als mit effektiver Medienarbeit zu tun hat. Die Pressemitteilungen am laufenden Band raushauen und jetzt Scheiß kommunizieren müssen. Aktuelles Beispiel: Die Games-Industrie. Gestern habe ich mindestens 5 Pressemitteilungen von Nintendo bekommen. Weil gerade die Messe Gamecom ist. Bei der betreuenden Agentur Popular PR hat man wohl nicht weiter darüber nachgedacht, die Themen vielleicht in eine Mail zu packen (da kann man ja auch 5 Pressemitteilungen anhängen) – nein, da wurde wie blöde einzelne Presemitteilungen verschickt. Ähnlich agiert Electronics Arts. Die verschicken auch wegen jedem Pups eine Pressemitteilung – gerne über den ganzen Tag verteilt bis in die Nacht. Und als Empfänger wird dir damit einfach stetig Aufmerksamkeit geraubt. Du guckst in dein Postfach wegen einer neuen Mail und diese neue Mail ist nichts anderes Müll. Ja, klar – man kann sich da ja auch abmelden (hab ich jetzt auch getan), aber es ist wirklich krass, wie völlig unreflektiert Unternehmen ihre Pressearbeit machen. Wahrscheinlich ist es so, dass die Gamesmedien das alles total geil finden: Neuer Trailer für Blablabla jetzt online, Entwickler Schlagmichtot hat jetzt das gemacht etc. Aber mein Verständnis von guter PR-Arbeit ist ein inkludierendes: Auch Medien begeistern, die eventuell keine Fachmedien sind. Und zumindest bei der Zusammenstellung eines Verteilers drüber nachdenken, wer das am Ende bekommt.

So: Frust von der Seele geschrieben. Jetzt leg ich mich wieder hin.

7 Kommentare

  1. ping says:

    für macuser eigenet sich da ja growl wunderbar. man hört zwar das ping, wenn die mail reinkommt, gleichzeitig scrollen aber absender betreff und die ersten paar zeilen der mail an einem vorbei. man wird dann zwar auch kurz abgelenkt, aber bei weitem nicht so sehr, wie wenn man erst ins mailprogramm rüberswitchen muß

  2. Tom says:

    „Letztlich ist es ja dann oft das Medium, dass entscheiden kann: Machen wir was, machen wir nichts.“

    Oft? Wie ist es denn in Fällen, wo „das Medium“ _nicht_ entscheiden kann – brennt dann gleich die Hütte, oder versuchsr du erst mal mit dem Gummischlauch Überzeugungsarbeit zu leisten?

    Manchmal treibt die Unverbindlichkeit schon seltsame Blüten…

  3. Lou Canova says:

    Von Gummischläuchen halte ich nichts.

  4. John F. Nebel says:

    Ich schicke allen, die mir unaufgefordert Newsletter, Pressemitteilungen oder Werbepost zusenden jetzt immer diesen Text und eine Auskunftsersuchen nach dem Bundesdatenschutzgesetz. Das macht denen viel Arbeit und sorgt dafür, dass man wirklich nicht mehr angeschrieben wird:

    Unternehmen GmbH
    Fax-Nr / Postanschrift

    Sehr geehrte Damen & Herren,

    Sie haben mir, am ….. , unaufgefordert Werbematerial zugesendet. Auch gab es meines Wissens bisher zwischen Ihnen und mir keinerlei direkten Kontakt. Ich habe zudem den Eindruck, mit meinen Daten in ihren Systemen mit einer ID (XXXXXX) erfasst zu sein.

    Hiermit fordere ich Sie im Rahmen des §34 BDSG auf

    1.mir unentgeltlich Auskunft zu erteilen, welche Daten über mich bei Ihnen gespeichert sind und zu welchem Zweck (§ 34 I-III BDSG i.V.m. § 6 II, § 28 Abs. 4),
    2.mir mitzuteilen, aus welcher Quelle Sie diese Daten erhalten haben (§34 I Nr.1 BDSG),
    3.sofern eine Weitergabe stattfand, mir alle weiteren Empfänger meiner Daten zu nennen (§34 I Nr.2 BDSG),,
    4.sofort sämtliche über mich bei Ihnen gespeicherte Daten aus Ihren Beständen zu löschen (§35 II BDSG).

    Sollten Sie Daten meinerseits nach dieser Aufforderung nicht löschen mache ich von meinem Auskunftsrecht Gebrauch und fordere Sie auf, mir mitzuteilen welche Daten in Ihren Beständen verbleiben, warum Sie diese weiterhin speichern und wann mit einer Löschung zu rechnen ist. Hinsichtlich solcher Daten bestehe ich auf einer Sperrung der Datensätze gemäß §35 III i.V.m. § 28 IV, § 30 III BDSG.

    Eine weitere Zusendung von unerwünschter Werbung an meine Person, sei es per Post, Email etc., untersage ich hiermit. Einer Weitergabe meiner Daten an andere widerspreche ich und widerrufe –soweit überhaupt erteilt- eine eventuelle vorher erteilte Zustimmung mit sofortiger Wirkung.

    Für die Erledigung setze ich Frist auf den ……. Nach fruchtlosem Ablauf der Frist sehe ich mich leider gezwungen, ohne weitere Kontaktaufnahme, die für Sie zuständige Aufsichtsbehörde gem. § 38 BDSG einzuschalten.

    Ferner mache ich Sie weiterhin darauf aufmerksam, dass ich bei Nichterteilung oder nur teilweise stattgefundener Erteilung dieser Auskünfte erwäge, durch meinen Rechtsanwalt Auskunftsklage gegen Sie zu erheben.

    mit freundlichen Grüßen

    (Text stammt von http://www.datenschutzbeauftragter-online.de/vorlage-nach-%C2%A735-bdsg-auf-auskunft-und-loschung/)

  5. Brigitte says:

    @John F. Nebel – ich glaube Du verwechselst hier Äpfel mit Birnen.

  6. Lou Canova says:

    Stimmt. Unaufgefordert war das ja nicht. Nur zuviel, zu selbstbesoffen.

  7. John F. Nebel says:

    @Brigitte: Ich verwechsle hier gar nicht Äpfel mit Birnen. Ich bin schon mehrfach in irgendwelche Presseverteiler geraten, die irgendwelche PR-Agenturen sich einfach aus irgendwelchen Quellen zusammengeschoben haben. Das ist in meinen Augen nichts anderes als Spammen.

    Im von Lou Canova geschilderten Fall ging es eher um die Art und Weise wie man mit qualifizierten Kontakten umgeht, das stimmt.

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