Endlich noch mehr Überwachung, Folge 454

Das FBI will mehr Echtzeit-Überwachung. Und zwar von Gmail, Dropbox, Skype und In-Game-Chats. Das berichtet das Slate-Magazin:

Despite the pervasiveness of law enforcement surveillance of digital communication, the FBI still has a difficult time monitoring Gmail, Google Voice, and Dropbox in real time. But that may change soon, because the bureau says it has made gaining more powers to wiretap all forms of Internet conversation and cloud storage a “top priority” this year.

Bei Zeit Online gibt es auch einen Artikel dazu. Zu Überwachung der Cloud in Deutschland hat Elke Wittich etwas in der Jungle World geschrieben.

Die amerikanische Bürgerrechtsorganisation ACLU hat herausbekommen, was man so alles aus einer Smartphone-Durchsuchung an Daten herausbekommt. Und das ist beachtlich. Andrea Jonjic vergleicht diese Erkenntnisse bei Netzpolitik.org mit der Lage in Deutschland.

Bruce Schneier zeigt nochmal anschaulich anhand mehrerer Beispiele, warum das Internet ein Überwachungsstaat ist – er kommt zu dieser ernüchternden Feststellung:

This is ubiquitous surveillance: All of us being watched, all the time, and that data being stored forever. This is what a surveillance state looks like, and it’s efficient beyond the wildest dreams of George Orwell.

Der Artikel zeigt auf, dass selbst Leute, die professionell versuchen ihre Identität zu verschleiern, aufgrund der Vielfältigkeit und Unübersichtlichkeit der hinterlassenen Daten, eigentlich keine Chance haben, anonym zu bleiben. Telekommunisten hat eine Replik auf Schneier geschrieben:

The Internet is not a State. States can do something to limit the invasiveness of web-based services used in the public and private sectors alike, but they won’t, because any vision of infinite prosperity based on digital-age intellectual property rights and patents relies on the current content-control model of value extraction (of which Internet use, more accurately web use, is the most mass-culture manifestation) not only persisting but becoming ever more prevalent.

Und wem es jetzt noch nicht reicht, dem möchten wir noch den Fakt mitgeben, dass auch anonyme Handydaten dazu genutzt werden können, Menschen zu de-anonymisieren. Dies berichtet Nature. Andre Meister dazu auf Netzpolitik:

Die Art und Weise, wie sich Menschen bewegen, ist sehr einzigartig. Einem Forscherteam ist es gelungen, Einzelpersonen in großen Datensätzen von Bewegungsdaten zu identifizieren, wie diese von Mobilfunk-Anbietern gespeichert werden. Statt immer weitere Datenberge anzuhäufen, plädieren sie für weitere Forschung, da Bewegungsdaten nur noch wichtiger und aussagekräftiger werden.

Auch die Polizei nutzt solche Datensätze, zum Beispiel in der Funkzellenabfrage. Zu dieser polizeilichen Praxis kritisiert der Berliner Datenschutzbeauftragte, dass diese „von der Ausnahme zur Regel“ werden.

3 Kommentare

  1. der_bräter says:

    Tja, die Realität sieht -leider- so aus, dass man von ~50% der dummdeutschen Bevölkerung bei jeder Gelegenheit das grenzdebile Gewäsch von wegen „Wer nichts zu befürchten hat…“ zu Hören bekommt. Da kann einen eigentlich nichts mehr wundern.

  2. John F. Nebel says:

    Das hilft aber halt auch nicht weiter, wenn wir uns über die 50% (ich tippe eher auf 70%) der Leute aufregen, die mit dem „Wer nichts zu verbergen hat“-Quatsch ankommen. Wir sollten eher überlegen, wie wir diesen 70% klarmachen, dass das Argument Bullshit ist. Hier kann man vielleicht aus den „Google-Streetview-Sorgen“ lernen, wo es ja einen breiten Widerstand gab, obwohl die Leute ja nichts verbergen hatten am Carport, dem Vorgarten, usw.

  3. cyberfork says:

    Ich tippe hier auch eher auf mindestens 70%.
    Ich sehe nur ein Problem bei diesen „Wer nichts zu verbergen hat“ Leuten.
    Es bräuchte bei solchen Leuten viele verschiedene Szenarien damit sich eventuell eine vernünftige Menge dieser Menschen angesprochen füllt.
    Die meisten denken selbst bei konkreten Beispielen und beschriebenen Fällen das sie
    nichts zu befürchten haben (die anderen ja, ich nicht).

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