Der Killerdrohne einen netten Namen geben

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Das Wort „Drohne“ – eigentlich meinte es ja mal die vollkommen harmlosen männlichen Bienen – ist voller böser Assoziationen. Es verängstigt. Es klingt mittlerweile nach dem, was es ist: nach Kampfroboter, nach Killerroboter, nach Mordmaschine. Nach allgegenwärtiger Überwachung. Nach ferngesteuerten Luftangriffen in souveränen Staaten. Nach extralegalen Hinrichtungen. Und nach einer Kriegslogik, die immer schneller am Drücker ist.

Dass ihm das Wort Drohne nicht gefalle, sagte auch jüngst Michael Toscano, Chef-Lobbyist der Association for Unmanned Vehicle Systems International, in einem Interview:

I don’t use the word drone. There’s a Hollywood expectation of what a drone is. Most of it is military; most of it is very fearful, hostile.

Alles klar, Hollywood ist Schuld, dass Drohnen nicht so gut ankommen.

Auch in der deutschen Debatte und abseits von Hollywood versuchen die Befürworter der ferngesteuerten Kriegsmaschinen, das Wort Drohne tunlichst zu vermeiden. Und nicht nur das, sie versuchen nach altbewährtem Muster, den Einsatz von bewaffneten Drohnen als menschlicher, präziser oder gar schützend darzustellen. Ein paar Beispiele:

Bewaffnete Aufklärung sei nach den Einsatzerfahrungen der Bundeswehr „als Schutz bei plötzlich auftretenden gravierenden Lageänderungen unbedingt erforderlich“

Bewaffnete Aufklärung, die schützen soll. So die Stellungnahme des Verkehrsministeriums auf eine Anfrage der Linksfraktion.

Ins selbe Horn stößt Verteidigungsminister de Maiziere, der über die Kampfroboter sagte, sie könnten Ziele präziser treffen und reduzierten damit zivile Kollateralschäden. Oder sie dienten dem Begleitschutz von Patrouillen.

Alles ganz toll und menschlich, so de Maiziere weiter:

„Die neuen Waffen haben da einen großen Vorteil: Sie sind zielgenauer. Und je besser man zielen kann, desto weniger Schäden gibt es“

Kampfdrohnen sind so präzise, dass die Vereinigten Staaten zwischen 2004 und 2012, bei 3500 Tötungen in etwa 360 Einsätzen, sage und schreibe 900 Zivilisten getötet haben. Mal abgesehen davon, wie (völkerrechtlich) legal die Tötungen der Nicht-Zivilisten waren, haben wir es hier mit einer Kollateralschadenquote von mehr als 25 % zu tun. Alleine 300 dieser Drohnenangriffe gehen übrigens auf das Konto des Friedensnobelpreisträgers Obama.

Zurück nach Deutschland. Schon im Gesetzestext, der Drohnen in Deutschland legalisierte, wurde übrigens das Wort Drohne vermieden. Und sowieso redet man im Verteidigungsministerium lieber von „Plattformen“, die man bewaffnen würde. Oder eben von unbemannten Flugzeugen, die Waffensysteme transportieren könnten, wie Ernst-Reinhard Beck, der verteidigungspolitische Sprecher der CDU, das nennt. Transport das klingt eben so schön nach Lieferservice, mit der wir unsere Waffen von A nach B bringen. Mit Töten hat das nichts zu tun! Der Mann muss es wissen, hat er doch gerade das Bundesverdienstkreuz dafür bekommen, dass er bei der Bundeswehr wieder eine Tapferkeitsauszeichnung („Eisernes Kreuz 2.0“) eingeführt hat.

Und de Maiziere ist sich in Sachen Kampfroboter sowieso sicher:

„Unbemannte, bewaffnete Luftfahrzeuge unterscheiden sich in der Wirkung nicht von bemannten“

Alles prima und ethisch gar nicht bedenklich, diese kleine Weiterentwicklung zum Schutze der Menschheit. Denn:

„Ethisch ist eine Waffe stets als neutral zu betrachten.“

Dann ist ja alles gut, denn diesem Lieblingsargument aller Waffenhersteller, Kriegstreiber und Waffennarren haben wir ja immer schon vertraut.

In Deutschland wird die Entscheidung einer Anschaffung von Kampfdrohnen erstmal auf die Zeit nach der Bundestagswahl verschoben. So geht man der unangenehmen Debatte aus dem Weg. Danach kommt das Thema bestimmt sehr schnell wieder aufs Tableau. Denn keine Partei außer der Linkspartei hat sich bislang konsequent gegen Kampfdrohnen ausgesprochen. Auf die traditionellen grünen Bauchschmerzen ist, insbesondere im Falle einer Regierungsbeteiligung, leider nicht viel zu geben. Da hilft dann mal wieder nur ein breites zivilgesellschaftliches Bündnis, wie es sich gerade gebildet hat.

9 Kommentare

  1. Ich würde hier ja gerne schreiben, wie ich solche „netten Umbenennungen“ finde, aber das darf ich wohl nicht. Hmpf.

  2. John says:

    Und warum?

  3. John: Weil ich sehr viele sehr unfreundliche Wörter verwenden würde.

  4. Ben says:

    Polemik ist ja schön und gut aber haben sie auch ein paar inhaltliche Argumente gegen den Einsatz von Drohnen bei der Bundeswehr?

    • John F. Nebel says:

      Lesen Sie doch mal „Kill Decision“ von Daniel Suarez. Der Thriller gibt einen guten Überblick über die Implikationen von Drohnen – und ist dabei erschreckend nah an der Realität.

  5. martin däniken says:

    Wie wärs mit „Fliegendes Bröp-Bröp das Bumm-Bumm macht“ oder „Wo-ist-das-gute- Vögelchen -das die-Bösen-zur-Hölle-schickt“ und das vorgenannte in Latein wäre doch cool! Oder passender in Paschtu.

  6. martin däniken says:

    Im übrigen habe ich bewusst Anklänge an das Spracherkennungsprogramm der „Obst“-Firma vermieden. Wenn diese Firma ja auch keine „Drohnen“-App zulässt… oder Teestuben mit Rechtsanwälten verfolgt..muss man im vorrauseilenden Gehorsam Rücksicht nehmen!

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