Verkrampft seid ihr!

CC-BY-NC-ND gavinzac

Verkrampft seid ihr, die ihr mich als Spielverderber hinstellt, obwohl ich das Spiel Fußball liebe, aber Euren Deutschland-Fahnenkram ablehne.

Verkrampft seid ihr, die ihr Kritik an Fußballspielern, direkt auf Euch bezieht.

Verkrampft seid ihr, die ihr mich komisch anschaut, weil ich für ein anderes Team jubele.

Verkrampft seid ihr, die ihr meine Arbeitskollegin zwingen wollt, sich eine Deutschlandfahne ins Gesicht zu malen. Und als sie sich wehrt, sie dann als unentspannt bezeichnet.

Verkrampft seid ihr, die ihr Euch ständig bemüht, Eure schwarz-rot-goldenen Fähnchen nicht als Nationalismus darzustellen.

Verkrampft seid ihr, die ihr nationalistische Übergriffe als Einzelfälle deklariert, die nichts mit Eurem Patriotismus zu tun hätten.

Verkrampft seid ihr, die ihr eine Stimmung aufkommen lasst, in der Kritik an Deutschland unerwünscht ist.

Verkrampft seid ihr, die ihr Leute zum Feiern von Siegen der Nationalmannschaft zwingen wollt,

Verkrampft seid ihr, indem ihr mich als jemand bezeichnet, der sich im Fußball nicht auskennt, nur weil ich den Gaucho-Tanz geschmacklos finde.

Verkrampft seid ihr, weil ihr Fußballspieler zum Singen der Nationalhymne zwingen wollt.

Verkrampft seid ihr, die ihr Nationalfahnen mit auf die Arbeit bringt.

Verkrampft seid ihr, weil Kritiker Eures Patriotismus, am Besten das Land verlassen sollen.

Verkrampft seid ihr, weil Eure Argumentation über ein „Die anderen machen das doch auch“ nicht herauskommt.

Verkrampft seid ihr, weil ihr eine Stimmung erzeugt, die Kritiker des Patriotismus in die Enge treibt.

Verkrampft seid ihr, die ihr immer sagt, dass es doch nur Fanartikel seien.

Verkrampft seid ihr, weil ihr Kritikern Spaßfreiheit unterstellt, aber selbst total spaßfrei seid.

Verkrampft seid ihr, die ihr Euch dem Konstrukt der Nation unterwerft.

Verkrampft seid ihr, die ihr allen anderen Euren Patriotismus aufzwingen wollt.

Verkrampft seid ihr, indem ihr die immer gleiche Fahne aus dem Fenster hängt.

Verkrampft seid ihr, weil ihr überall Gegner seht.

Verkrampft seid ihr, in der ständigen Wiederholung, wie unverkrampft das alles doch sei.

29 Kommentare

  1. H. Edelwein says:

    Ziemlich verkrampfter Text. Vielleicht mal neue Kollegen suchen? (Oder wer ist »Ihr«?)

  2. Sebastian says:

    Ähm ja dann bin ich halt verkrampft.

    Ändert nichts daran, dass Du kein Argument hast, dass es rassistisch ist, was die Nationalmannschaft da gemacht hat.

    Sieh es mal so – Du siehst, wie die Nationalmannschaft sich über Ausländer lustig macht. Und das ist für Dich Rassismus. Du solltest Dich dabei mal fragen, in welchem Zusammenhang Du das empfindest. Erstens ist „Gaucho“ kein rassistisch konnotierter Begriff. Er wird seit Jahrzehnten für die argentinische Nationalmannschaft verwendet wie „Teutonen“ für Deutsche, oder „Iberer“ für Spanier. Kein Argentinier hat sich bisher jemals darüber aufgeregt, so bezeichnet zu werden. Es gibt keinerlei Nachweise für Deine Auffassung, es wäre rassistisch und Dir dann zu sagen, Du würdest Dich nicht auskennen, ist ungefähr so als ob ich Dir sagen Du könntest kein Russisch – weil Du kein Russisch kannst. Da kannst Du dann drüber beleidigt sein, das ändert nichts an der Tatsache.

    „Unser“ Problem mit Deiner Aussage ist, dass Du die Nationalmannschaft und damit indirekt „uns“ als Rassisten abstempelst. Wenn Du meinst dass wir deshalb ein wenig „verkrampft“ werden, dann ist das mehr als richtig. Wir sind keine Rassisten, nur weil wir uns über den Gegner lustig machen, genau so wenig wie wir Rassisten sind wenn ich als Bielefelder „Scheiß Preußen Münster“ rufe bei einem Spiel der beiden Mannschaften gegeneinander. Warum? Weil ich als Ostwestfale ebenfalls Preuße bin.

    Das größere Problem aber ist, dass diese ganze Event-Aufregerei genau das Gleiche ist wie das worüber Du Dich aufregst – die Event-Fans, die Dich zum Mitfeiern animieren wollen. MICH stören solche Leute auch. Ich geh z.B. gar nicht ins Stadion und rufe das mit den Münsteranern, weil mir das zu hart ist. Mir gehen Fangesänge an sich auf die Nerven. Auch gehe ich nicht zum Karneval. Ich rauche und trinke nicht. Und ich habe was gegen Rassisten.

    Wenn aber dann bei solchen Ereignissen so getan wird, als wären ALLE Rassisten weil der Anteil der Bevölkerung, die Rassisten sind (Hallo? 3% wählen bei jeder Wahl Republikaner und was hat die Alternative für Deutschland bitte gerade bei der Europawahl an Stimmen gesammelt?) sich an den Fußball dran hängt. Das ist genau die gleiche Problematik wie bei der Piratenpartei, wo sich die Nazis versucht haben dranzuhängen, oder bei den Grünen wo in den 80ern die Pädophilen versucht haben, Pädophilie in Deutschland zu etablieren.

    Wir haben in Deutschland ein ECHTES Problem mit Nazis. Ein nicht zu vernachlässigender Anteil der Deutschen ist Ausländerfeind. Auch gibt es im Fußball ein Problem mit gewaltbereiten Fans und auch mit Nazis unter den Fans, z.B. in Dortmund.

    Sich jetzt aber hinzustellen und zu sagen „Das war rassistisch“ was die Nationalmannschaft da gemacht hat, dieser „Gaucho-Tanz“ ist ein völlig falscher Ansatz. Diese Mannschaft, die zu fast 50% aus Kindern von Zuwanderern besteht, die absolute Sportlichkeit gezeigt hab bei der Demontage von Brasilien, die die Vorgeschichte mit der Rudelbildung im Jahr 2006 und der Sperre für Torsten Frings NICHT zum Thema gemacht hat, die trotz des Zusammentretens von Bastian Schweinsteiger im Finale nachher die Argentinier getröstet hat und sich vollkommen fair verhalten hat, für diese Albernheit, eine _Veralberung_ des Gegners, kein Verhöhnen, kein Darstellen als mindere Rasse oder sonstwas, als Rassisten zu bezeichnen, und damit alle Fans, ist einfach komplett in die falsche Kerbe geschlagen.

    Du siehst ein generelles Problem mit der Fankultur, weil sich Rassisten an das Turnier dranhängen. Nach der Logik wären alle Holländer Rassisten weil sie Pim Fortuyn gewählt haben. Oder weil es Coffeshops gibt wären alle Amsterdamer Kiffer.

    Die Verallgemeinerungen nerven und sie sind absolut kontraproduktiv. Es ist völlig ok, wenn man sich nicht mit dem Sport, der Thematik usw. identifiziert. Was ich aber nicht verstehe ist, dass wenn man von allen diesen Fans und Sportfanatikern als „verkrampft“ bezeichnet wird, warum muss man dann zurück argumentieren, dass alle diese Leute (unterschwellig, heimlich, irgendwie) Rassisten sind?

    Wo ist da das Maß?

    • Steven Mangold says:

      Die Tatsache, dass du dich als Preuße bezeichnest, zeugt von deinem Rassismus. Mal ganz davon abgesehen, dass es in dem Text/der Liste nicht um Rassismus, sondern um Nationalismus geht.

  3. Marko says:

    Mikael, du nervst.

  4. Mikael says:

    @ Sebastian: Im Text steht „geschmacklos“ und nicht „rassistisch“. Immer schön am Text bleiben!

  5. Ulli says:

    Ich find’s verkrampft, dass wir Deutschen (ja, schön pauschal) immer alles ins Absolute treiben müssen. Entweder alle Fans sind Rassisten, weil sie Fahnen schwenken. Oder sie sind Gutmenschen mit erhobenem Zeigefinger. Einen Graubereich gibt’s nicht. Immer nur schwarz oder weiß. Jetzt wird wieder ewig diskutiert, schwadroniert, sich literarisch ergossen und jeder nimmt sich unglaublich ernst. Ich möchte mal so einen Aufschrei sehen, wenn Nazis Ausländer, Punks oder engagierte Bürger zusammenkloppen. Das passiert häufiger als alle vier Jahre. Die ganze Debatte ist heuchlerisch – und verkrampft.

    • Chris says:

      @Ulli: Jo, mag sein, was aber auch klar ist: Es ist Zeit für Positionen, und „grau“ ist da eben keine. Wenn ich wählen MÜSSTE: Fahnen weg. Alle. Für immer. Nur die eine mit dem Ⓐ, die darf bleiben ;)

  6. Chris says:

    WTF.

    Also ich bin ja auch der größte Kritik an Nation und Patriot.
    Ich hätte dem Text nun Beifall geklatscht. Dann aber kam die „Gaucho“-Sache und ich sehe: Auch hier wird verkrampft ein Fass aufgemacht. Absolut unnötig, der echte Diskurs ist ein anderer, und das weiß der Autor auch; warum also dann der „Abstieg“ auf dieses Niveau? Man kann auch ein Fass aufmachen, wo keins ist, und die brennen lassen, die bald explodieren. Hier passiert letzteres zwar nicht, mit dem Dänce-Fass machste aber alles zu nichte. Schade.

  7. Orry says:

    @Sebastian:

    Da hast Du Dir aber ein schlechtes Beispiel ausgesucht. Sicher, „Iberer“ sagen wir zu den Spaniern, weil sie auf der „iberischen Halbinsel“ leben, aber das Wort „Teutonen“ wird für Deutsche nur dann verwendet, wenn gewisse negative Eigenschaften betont werden sollen (plumpe Barbaren, zum Beispiel wenn ein Strand in südlichen Ländern als „Teutonen-Grill“ bezeichnet wird). Und so wie ich es verstanden habe, geht es Mikael weniger um den Begriff „Gaucho“ selbst, sondern um die ganze Darbietung, die irgendwie so gar nichts mit dem zuvor herausgestellten „fairen deutschen Siegern“ zu tun hat.
    Aber he, was weiß denn ich? Wahrscheinlich kommt gleich der nächste ums Eck, um mir zu bescheinigen, wie verkrampft ich doch bin.

  8. Frank says:

    Schön zusammengedampft, das.

  9. gemüse says:

    wer hier so kommentiert täte gut daran sich ein wenig, ein ganz klein wenig, mit der Definition von Rassismus zu beschäftigen. Am Besten bevor alles vollkommentiert wird, mit Vergleichen und Positionen die letztlich doch wieder den Kommentar des Autors rechtfertigen.

    Denn ja, ich kann rassistische Sachen sagen und bin deshalb vlt noch nicht Rassistin, wenn auch zumindest die Vermutung nah liegt.

    Lesen, nachdenken. Hören, nachdenken. Und den eigenen „ja, aber“-Reflex zumindest mal hinterfragen.

    Ich bin verkrampft, weil ich keinen Bock auf nationalistische-patriotistische Scheisse habe.
    Na dann, let´s Krampf

    • Chris says:

      „Denn ja, ich kann rassistische Sachen sagen und bin deshalb vlt noch nicht Rassistin, wenn auch zumindest die Vermutung nah liegt.“ Bitte? Ach was. Mach doch mal, wir schauen mal.

  10. Jörg B. says:

    Für mich ist das eine durch die Medien weitestgehend selbst inzenierte Geschichte.

    Medien erfahren praktischerweise durch Klickzahlen (Bannerwerbung, IWV) und
    absatzförderd (BLÖD-Zeitung & Co.) dadurch ein ordentliches Zubrot!

    Hier ein Kommentar eines Argentiniers, der nach lediglich 18 Stunden 980(!) Zustimmungen und viel positive Reaktionen auf einer eher unbekannten Webseite erfuhr:

    matu – Ich gratuliere die Deutsche Mannschaft. Ich bin Argentinier, wohne in Deutschland seit ein paar Jahre und ich finde es nicht schlimm, die Deutsche Jungs wollen nur feiern. Wir die Gauchos sind ein bisschen traurig natürlich, aber ich finde es gar nicht rassistisch oder offensiv. LG.

    Quelle: http://www.mobilegeeks.de/kommentar-die-gaucho-affaere-da-ist-er-wieder-der-haessliche-deutsche/

    Alles klar?

    • André says:

      Man kann sich über den Hurra-Patriotismus sicherlich streiten, ansonsten war das einfach eine schauspielerische Fehlleistung, die — da kommt man nicht umhin — richtig schlecht aussieht. (Protipp: Traurige Menschen lassen den Kopf hängen und haben gesenkte Schultern und nicht einen gekrümmten Rücken.) So, kann man das Ding schwarz-weiß stellen, „1936: Untermensch unterliegt – Deutschland feiert“ drunterschreiben und in eine Dokumentation über das Dritte Reich stecken.

      Es tut mir leid, so sieht das einfach aus. Auch wenn ich mir 83.33% sicher bin, dass es so nicht gemeint war.

  11. nk says:

    YEAH! \o/

  12. Jan says:

    Danke Mikael!

  13. Mich stört schon der „deutsche“ Teil des „Liedes“, also das „so gehen die Deutschen, die Deutschen gehen so“. Fühlt sich für mich einfach unangenehm an. Wegen des zur Schau gestellten Stolzes und der impliziten Gleichsetzung des Fußballteams mit allen Deutschen (zumindest ist das eine mögliche Interpretation). Viele Grüße von einem anderen Sebastian aus Bielefeld. :-)

  14. MateKiller187 says:

    Macht euch mal locker ihr Kotnascher! :P

  15. karaboudjan says:

    Verkrampft bist du, der du denkst meine Unterstützung der Nationalmannschaft sei Deutschtümelei und kritikloser Patriotismus.

    Verkrampft bist du, der du Toleranz einforderst aber nicht gewährst.

    Verkrampft bist du, der einer gänzlich unpolitischen Sport!-gruppe in Form der Nationalmannschaft die Art des Feierns vorschreiben willst.

  16. Anonymous says:

    „Ich finde das nicht rassistisch“ kann kein Argument dafür sein, dass etwas nicht rassistisch ist. Oder nationalistisch. „Ich bin selbst Ausländer“ kann kein Argument dafür sein, dass man selbst keine rassistischen Aussagen tätigt. Oder nationalistische.

    Diese Hinweise waren gratis.

  17. soulless says:

    Verkrampft seid ihr alle die ihr meint eure Sichtweise wäre die einzig Wahre und alle, die eure Sichtweise nicht teilen können, wären verkrampft.
    Verkrampft seid ihr alle die ihr Aussagen und Taten Einzelner ganzen Gruppen zuordnet und meint alle dieser Gruppe wären genau so und würden das alles auch so sehen.

  18. André says:

    Ich glaube, es ist eine Illusion, dass Fussball ohne die nationalistische Komponente so eine Massenwirkung entfalten könnte. Jeder, der den Sport rezipiert, mit Ausnahme derjenigen, die ein wirkliches Interesse an seinen langweiligen technischen Aspekten haben, trägt in Wahrheit zum Nationalismus bei. Nur WM-Verweigerung ist wahrer Friedensdienst!

  19. flo says:

    Leider kann ich den text gut nachvollziehen, auch ich wurde mehr oder weniger (ohne wirkliche gegenwehr meinerseits) gezwungen zumindest halbfinale und finale zu schauen (bzw. auf meinem PC zu streamen, zum angucken kann mich ja im grunde niemand zwingen)…

    kann diesen nationalismus/patriotismus aufgrund der großen spiele echt nicht nachvollziehen, im grunde fehlt noch das brot und wir wären wieder in Rom :D

    naja, einschließen und aushalten wenn man kann/will (wenigstens das funktioniert teilweise, wenn man mal von Werbung auf dem weg zum nahrungsmittelversorger absieht), das geht wieder vorbei…klar ist das eher die schlechtere Alternative zur aktiven gegenwehr, aber nicht jeder hat den mut als minderheit die mehrheit zu „belehren“…

  20. flo says:

    >Verkrampft seid ihr alle die ihr Aussagen und Taten Einzelner ganzen Gruppen zuordnet und meint alle dieser Gruppe wären genau so und würden das alles auch so sehen.

    leider definiert sich die gruppe nunmal durch taten/meinungen der einzelnen individuen aus der gruppe, denn eine gruppe ist nicht mehr als die summe der individuen, da bin ich derselben meinung wie diejenigen die es richtig finden, wenn aufgrund weniger störer in einer großdemonstration diese mit knüppel und wawe aufgelöst wird…da muss man sich halt als gruppe abgrenzen…sorry (ich bin mir durchaus gewisser nicht/schwer durch individuen steuerbarer gruppeneffekte bewusst, da habe ich aber jetzt keine lust drüber nachzudenken^^)

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