Meine Bild für Nerds

CC-BY PJ_VANF (Flickr)

10 Jahre Fefe. Und das Netz kocht über von Verrissen. Angesichts der Tatsache, dass die mittlerweile sehr heterogene und schwächelnde Netzbewegung neben Netzpolitik.org über kaum schlagkräftige Medien verfügt, scheint das mehr als dumm. Man kann das Linkschleuder-Blog von Fefe als vereinfachend, polarisierend, beleidigend, arrogant, mackerhaft, boulevardesk und was weiß ich was bezeichnen. Da ist manchmal was dran. Aber festzustellen ist auch: Da macht jemand, was ihm gefällt. Und war das nicht mal der Kern des Bloggens?

In der Kritik wird Fefes Blog dann zur „Hassmaschine“, weil es ein paar inhaltliche Griffe ins Klo gab. Und dann kommen Vorwürfe zu schlechter Recherche gegenüber einem Blog, das nie einen Cent gesehen hat und ausschließlich ehrenamtlich geschrieben wird.

Ihr seid so superprogressiv, ihr Aktivkritiker, Fachmedienethiker und Empörungsdemokraten! Ihr Vordenker einer neuen Gesellschaft! Ihr seid so aware! Und während ihr Euch im Gefühl der eigenen moralischen Überlegenheit suhlt, ruft ihr laut aus: Wer das „Arschloch“ Fefe liest, den kann man sowieso nicht Ernst nehmen…

Ole Reißmann von Spiegel Online geifert vom Gruselmob, der sich sein Weltbild aus halbgaren, falschen und absurden Fefe-Meldungen zusammenzimmern würde. Als wäre der Mob, der bei Spiegel Online die maximalmassiven Klickmich-Überschriften und Artikel kommentiert, irgendwie besser. Als wäre Spiegel Online selbst irgendwie ausgewogen, aufrichtig und vollkommen ernst zu nehmen.

Ich lese Fefe gerne. Als Komplementärmedium zu vielen, vielen anderen. Ich finde Fefe wichtig, weil diese ach so böse „Hassmaschine“ zu Solidarität aufrufen kann. Zweimal musste dieses Blog Geld für juristische Auseinandersetzungen sammeln, zweimal stiegen die Spenden spürbar an, als Fefe etwas schrieb.

Ich finde Fefe lustig, weil ich nicht alles Ernst nehme. Weil ich die ritualisierte Sprache und auch die Erwartbarkeit der Formulierungen mag. Ich mag es, wenn ich weiß, was mich bei Medien erwartet. Jedes Medium hat seinen Duktus. Man kann das einordnen. Werten. Und dann mit Vorwissen lesen. Das macht Vielfalt aus.

Ich finde Fefe praktisch, weil ich Links und Informationen, die mich interessieren, gebündelt schwarz auf weiß bekomme. Schnell. Zuverlässig. Ohne Schnickschnack.

Ich mag Fefe, weil sein Herz am richtigen Fleck schlägt. Weil ich immer wieder den Wunsch nach Gerechtigkeit und einer anderen, besseren Gesellschaft heraushöre. Weil das Blog seit 10 Jahren unermüdlich für Grundrechte und gegen Überwachung kämpft.

Ich finde Fefe wichtig, weil sein Blog mit seiner Reichweite „unsere“ Themen über die eigene Blase hinaus als Brandbeschleuniger in die Mainstreampresse bringen kann. Das können im Umfeld der ehemaligen Netzbewegung vielleicht noch Netzpolitik.org und eine Handvoll andere Blogs.

Bevor wir zur Schaffung von Gegenöffentlichkeit nicht ein paar mehr reichweitenstarke und relevante Medien haben, hüte ich mich davor „Die Bildzeitung der Nerds“ zu verurteilen. Sie ist mir ans Herz gewachsen. Mit all ihren Schwächen und Unzulänglichkeiten.

Der Chor der Kritiker hingegen gaukelt derweil Progressivität vor, während die Kritik selbst – sich gleichermaßen staatstragend und selbstreferenziell – an einem immer noch kleinen Feierabend-Blog abarbeitet. Dabei gäbe es so viele wichtigere, mächtigere Gegner. Doch bei denen sitzen die Kritiker eben schon auf dem Schoß.

28 Kommentare

  1. Christoph says:

    Fefe rules. Und Neid ist die höchste Form der Anerkennung. Happy Birthday 🎂 für die HackerBild!!! Fefe for Digitalkommissar.

  2. Uwe says:

    Aus primär egoistischen Gründen, wünsche ich dem Felix, dass er noch lange gesund bleibt und noch lange seinen Blog führt.

  3. LHME says:

    Ich hab das ganz ähnlich gesehen und finde an der Widerrede vor allem wichtig mal die Solidarität zu betinen. Ich hab es Leis, das Menschen die doch im Kern einer Welle angehören müssten sich wegen Hybris und Klein Klein davor verschließen sich an der Hand zu nehmen und zusammen was zu bewegen. Da ist der Artikel von mspr0 nur ein Beispiel von einer jeden Tag zu beobachtenden Ritualität. Der Stammtisch Leute, der ist sich einig. Aber die Aufklärer, die Mahner und Erinnerer, die Veränderer die gönnen sich die Wurst aufm Brot nicht oder sind im Prinzip der Meinung des anderen finden aber genug Formalien die am Ende als Vorbehalte überwiegen. So ändert sich nicht , nicht in der Digitalisierung, nicht im Sozialsystemen, nichts bei den Medien, nichts bei Internationalen Beziehungen. Ein Vorbehaltloses Lieben verlangt ja keiner, aber wenn doch Ziele die gleichen sind, meint ihr nicht man kommt weiter wenn man im Schwarm schwimmt als wenn man beim Schwimmen in die selbe Richtung noch ständig nach links und rechts tritt damit die anderen nicht zu Nahe kommen?

  4. K. says:

    Zweimal musste dieses Blog Geld für juristische Auseinandersetzungen sammeln, zweimal stiegen die Spenden spürbar an, als Fefe etwas schrieb.

    Ach, daher. Gut, dann ist das bißchen Antisemitismus und Hetze gegen die Weibers natürlich verkraftbar.

    • John F. Nebel says:

      Zeig mir den Antisemitismus. Zeig mir die sexistischen Stellen. Das ist doch Bullshit.

      • K. says:

        http://blog.fefe.de/?q=israel

        Kannst ja mal durchblättern und alle Beiträge zu Gaza raussuchen, in denen Israel nicht das Tätervolk stellt. (Anm. Redaktion: Hier wurden Beleidigungen gegen John gelöscht)

        • K. says:

          Das waren keine Beleidigungen. „… für Dummies“ ist eine bekannte Reihe von Büchern auf Einsteigerniveau. Und der Verweis auf Wulff war recht schwach formuliert. Jeder hat halt so seine Spezln und wird da betriebsblind, würd mich da selber gar nicht ausnehmen. Allerdings sollte man versuchen, das nicht vor aller Öffentlichkeit zu dokumentieren.

          Aber gut, ist ja dein Blog. Weiterhin viel Spass damit.

          • Ulf says:

            Wenn ich Obama kritisiere, bin ich noch lange nicht antiamerikanisch, wenn ich unsere Regierung kritisiere, bin ich noch lange nicht antideutsch und wenn ich Israels Politik kritisiere bin ich noch lange kein Antisemit, zumal Israel nicht deckungsgleich mit „den Juden“ ist (was ich im übrigen antisemitisch finde, die Selbstidentifikation von Juden mit Israel zu verknüpfen).
            Und ja, man kann das Recht von Juden auf einen eigenen Staat und staatliche Sicherheit akzeptieren und verteidigen und gleichzeitig die aktuelle, reale Umsetzung dieses Staates kritisieren. Das eine ist die Realpolitik, das andere die Menschen, die dort leben (wollen).
            Und nein, die Hamas ist sicherlich kein Friedensengel ihrerseits.

        • André says:

          Von dem Begriff „Tätervolk“ mal ab (den Fefe laut seiner Blogsuchfunktion noch nie verwendet hat) sterben im Gazakonflikt nicht deutlich mehr Palästinenser?

          Meines Erachtens reicht auch eine ggf. einseitige Kritik an Israels Rolle im Nahostkonflikt nicht aus, um Antisemitismus nachzuweisen. Da müsste man schon aufzeigen, dass diese Kritik sich offen oder verborgen an Stereotypen über Juden festmacht oder aus europäischer besonders deutscher Sicht zumindestens mit einer Relativierung der eigenen historischen Schuld einhergeht.

        • Christoph says:

          Tätervolk? Damn. Ganz üble Rethorik. Das „Volk“ hat damit nichts zu tun sondern die ewiggestrigen Politiker hüben wie drüben immer schon.
          Free Palestine.

    • L. says:

      Danke (?!) für die unerschöpfliche Arbeit, den Antisemitismusvorwurf zu entwerten. Bloß wie sollen wir denn rassistische Judenfeinde in Zukunft nennen, ohne dass dieser Begriff auch der inflationären Marginalisierung ausgesetzt wird?

    • nk says:

      Nur weil Fefe Feminismus kritisiert, macht ihn das noch nicht zum Sexisten.

  5. Sören G. Prüfer says:

    Ich schließe mich den fefe RULEZ Rufen an.

    *Daumen hoch*

  6. Fefe mag die Bildzeitung für Nerds sein. Aber im Gegensatz zur echten Bild verlinkt die Fefe seine Quelle, er nennt die Geschichte, die er oft polemisch zusammenfasst. Und damit ist Fefe eben kein platter Manipulierer und Faktenverschweiger wie die Bild. Wenn mich was wirklich interessiert, kann ich weiter klicken und mir die Information an Stellen besorgen, die aber wahrscheinlich auch alle mackerhafte-Besserwisser-Dauernörgler-Medien sind …

    MSPro hat mit seiner Kritik an Fefe ja durchaus an einigen Stellen recht, er sitzt aber selber im Glashaus:

    fefe setzt Shitstormmeuten in Bewegung? Haben wir aus MSpro-Kreisen noch nie gesehen ;)

    Programmieren ist einfach, Politik&Gesellschaft kompliziert? Dagegen sprechen ein Haufen Menschen, die auch nach 3 Jahren in einer Programmiersprache noch nicht fit sind. Und dafür dass Politik so komplex ist und man nur „im Ungefähren arguemntieren“ kann, hat MSPro ne Menge absoluter Weisheiten zu verkünden.

    Und dafür, dass in MSPros Spezialgebiet angeblich so kontrovers diskutiert wird, werden ne ganze Menge Leute von vornherein ausgeschlossen (wer den Blogger von der FAZ liest, gehört entfolgt, wer den Programmierer liest, ist nicht ernst zu nehmen).

    Ich komm da nicht mit. Ich lese beide (manchmal). Ich hoffe, dass diese bisher einseitige Anpisserei eines Alphatierchen einseitig bleibt und sich die andere Seite in vornehmes Schweigen hüllt. Das ist nämlich in dieser aufgeregten Welt viel zu selten. Genieß deine Geburtstorte, fefe.

  7. nk says:

    Toller Beitrag, direkt aus meinem Herzen. Danke John-„Boy“! :)

  8. Vermutlich Bullshit: http://blog.fefe.de/?ts=ac52a89f
    Das hier ist wohl auch Bullshit: http://blog.fefe.de/?ts=afb1a128
    „Aber wenn es um das Gender-Stereotyp geht, dass Männer das Geld reinholen und Frauen es ausgeben, haben Feministen irgendwie selten ein Problem mit dem zweiten Teil.

    […]

    Übrigens, liebe Frauen, achtet mal darauf, wenn ihr einkaufen geht. Guckt mal die Männer an. Ob ihr einen seht, der nicht wie auf der Flucht aussieht und nur schnell weg will. Oder der offensichtlich von seiner Frau mitgeschleift wurde und mit dem Leben abgeschlossen hat und still mit gläsernem Blick in der Ecke sitzt, während seine Frau Schuhe anprobiert.“

    Ist halt nur Mario Barth Humor…

    • pringles__ says:

      zweiter Link der untere Teil. Das ist wirklich sexistisch.Und sollte so meiner Meinung nach nicht da stehen.
      Ist aber in meinen Augen Kleinkackerrei, deshalb Fefe zu boykottieren, er macht eben Fehler.

      Sie sind doch sicher K. jetzt fehlt nur noch ein Beleg für den Antisemitismus Vorwurf.

      • Nein ich bin nicht K.

        Dies sind lediglich zwei Sachen an die ich mich als Leser (!) – zugegeben immer weniger – erinnern konnte. Das heißt ich habe nicht mal gesucht.

        Mit dem Vorwurf des Antisemitismus wäre ich persönlich vorsichtig. Wer sich aber mit strukturellen und/oder sekundären Antisemitismus (und damit einhergehend den Antiamerikanismus) beschäftigt dürfte bei Fefe durchaus fündig werden. Ich denke die Titanic – die ja auch nicht von Kritik freizusprechen ist, aber wer ist das schon? – hat das hier sehr passend karikiert:
        https://www.titanic-magazin.de/news/was-passiert-eigentlich-gerade-auf-fefes-blog-6220/

        Auch ich hatte lange Zeit auch sehr unreflektierte antiamerikanische Züge im Blog.

        (Gehört Titanic eigtl. auch zu dieser „neoliberalen post-privacy Spackeria“? – das „neoliberal“ gefällt mir in dem Zusammenhang besonders gut übrigens!)

        Ich würde solche Vorwürfe grundsätzlich ernst nehmen und nicht als „Bullshit“ abtun, das hat mich in der Diskussion hier vor allem erstaunt. Insbesondere, da ich den einen Vorwurf sehr sehr offensichtlich finde. Daher habe ich zwei Beispiele geposted an die ich mich erinnerte.

        Ob da dann gleich ein Boykott oder was weiß ich raus resultieren muss, würde ich niemandem aufdrücken. Kritik ernst zu nehmen würde ich mir dennoch wünschen. (Neid ist übrigens auch kein schlüssiges Argument).

  9. boxi says:

    oh weh, oh weh. was sind denn das für argumente?
    -keine schlagkräftigen medien, deshalb ist jeder mist gut? das wird sich springer mit der bild wohl auch sagen :(
    -ein „paar inhaltliche griffe ins klo“ ist ein schöner euphemismus
    -„Ihr seid so superprogressiv, ihr Aktivkritiker, Fachmedienethiker und Empörungsdemokraten!“ ähm ja, dea fehlt mir auch nichts mehr ein. *kopftisch*
    -der spiegel-online-mob als beispiel dafür, warum der fefe-blog super ist? hm. dann ist ja alles gut.
    -sexismus, antifeminismus, .. ritualisiert, wirklich super. und vielfalt, yeah.

    solange in der nerdszene sowas auch noch abgefeiert wird, scheiß ich darauf, dass damit auch etwas gutes gemacht werden könnte. ehrlich gesagt zeigt fefe -als auch dieser beitrag- ganz gut, warum ich nicht (mit euch) gegen überwachung kämpfen möchte. mit der bildzeitung steigt man nicht ins bett und mit fefe ebenso nicht. aber ihr könnt ja anscheinend auch gut ohne mich leben… also macht einfach weiter. :(

    • LHME says:

      Und der Kommentar bringt es jetzt ja? Was hast du denn inhaltlich auszusetzen ausser *kopftisch* . Tut mal bitte nicht so als wäre BILD und fefe eins. Er verlinkt alles, du kannst es selber lesen und in seinem blog weißt du beim lesen, dass du ne Einzelmeinung vor dir hast, komplette Fehlgriffe werden transparent korrigiert. Das ist bei der BILD wohl alles genauso? Und was ich oben geschrieben habe manifestiert sich eben genau in so Kommentaren wie deinem. Wenn einer im Kern für das selbe kämpft einem aber hier und da was nicht passt, dann muss man ja versuchen alleine was zu machen…..

  10. Sven says:

    John, wenn Metronaut mal wieder Geld für einen Anwalt braucht, ruf mich an, Du kennst meine Nummer. Aber für ein ptentiell erhöhtes Spendenaufkommen hier Fefe zu feiern, das ist hoffentlich nicht Dein Ernst. Bitte lass das ein Fake sein!

  11. bojenberg says:

    Wenn die in meinen Augen neoliberale post-privacy Spackeria sowas von abgeht, macht Fefe wohl was richtig! ;)
    Vielleicht ist es ja auch Neid. In jeden Fall ist es egal.
    Wer Fefe des Antisemitismus bezichtigt, hat imho nicht all Tassen im Schrank!

  12. André says:

    Na, da hat es der olle Fefe ja wieder mal geschafft eine schöne Welle zu seinem zehnjährigen Jubiläum anzuschieben, indem er diejenigen, die sein Blog sowieso seit Jahren nach besten Kräften ignorieren, genötigt hat, nochmal was zu sagen.

  13. Baschti says:

    Fefe ist klasse, ich hoffe er macht noch lange weiter so.

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