Lagos Ò Das Mallorca der Zukunft
Wer jetzt an Afrika denkt, den muss ich leider enttäuschen. Das Lagos, das ich meine ist ein kleines Städtchen an der Algarve in Portugal. Der Ort ist gute zwei Stunden mit dem Zug von Faro entfernt, wenn dieser keine Verspätung hat. Der Flug von Deutschland nach Faro ist bekanntlich äußerst günstig. Charterunternehmen wie Aero Lloyd, Air Berlin usw. drücken die Preise seit Jahren. Somit ist eine Reise nach Lagos bezüglich der finanziellen Erfordernisse schon einmal positiv zu bewerten.

Lagos ist nicht sonderlich groß, hat sich aber an der wachsenden Besucherzahl ausgerichtet. Hotels, Restaurants, Caf»s, Bars und Diskotheken bilden die wirtschaftliche Grundlage. Leider ist man manchmal sehr verwirrt über schnippischen bis unverschämten Service. Argumentiert wird gerne, dass die Portugiesen im europäischen Vergleich sehr wenig verdienen und die Arbeitslosigkeit sehr hoch sei. Die berühmt berüchtigte Art der Portugiesen hat eine lange Tradition. Einst wurde eine besonders hässliche spanische Prinzessin, derer man sich entledigen wollte, nach Portugal verheiratet. Spätestens seit dieser Zeit fühlen sich die Portugiesen stets benachteiligt und sind deshalb oft nicht besonders einfühlsam. Wenn man darauf aber gefasst ist und dies ignoriert, kann man sich an einer "Cataplana" ergötzen; einem geschlossenen Kupfertopf mit verschiedenen Meeresfrüchten, Fisch und Gemüse, und daraufhin mit Sangria den Durst löschen. Spätestens dann wird man sich sowieso nicht mehr wegen des Service herumärgern wollen.

Tagsüber kann man unter verschiedenen Stränden wählen. Am schnellsten kommt man zur "meia-praia". Das ist ein mehrere Kilometer langer Strand, den man mit einem kleinen Boot über den Kanal erreichen kann. Der Genuss des endlosen, weißen Sandstrandes wird durch starken Wind und dem in alle Körperöffnungen eindringende Sand etwas eingeschränkt. Wenn es einem dann aber endlich zu viel wird, ist die "Bahia Bar" zu empfehlen. Etwas weiter östlich gelegen bietet sie Geborgenheit und jede Menge Leckereien, aber auch frische Säfte und Sandwiches. Weniger windig ist es in der "Praia da Batata", sprich Kartoffelstrand. Der Steilhang bietet einerseits Windschutz, lässt dafür aber die Sonne auch früher verschwinden. Nichts für Spät-Aufsteher. Außerdem ist der Strand meist so voll, dass man sowieso schnell die Lust am Baden verliert. Aber es gibt noch eine weitere Alternative, und die ist auch die weitaus Beste. Wenn man von Lagos aus an der Praia da Batata vorbei und weiter in Richtung Westen läuft, gelangt man über kleine Trampelpfade zu verschiedene wunderbare Strände, wie z.B. die "Praia do Camilo". Sie sind alle mit den besagten Steilküsten versehen, sind aber meist nicht so unangenehm überfüllt.

Nachts geht der Spaß dann erst richtig los. Um die Touristen anzulocken werden in der Hochsaison auf der Straße Unmengen von Flyern verteilt mit denen man einen "free shot" bekommen kann, ein süßes, hochprozentiges Gesöff. Es schmeckt scheußlich und bringt einen oft schneller in Stimmung als einem Lieb ist. Man sollte vielleicht zuerst mal hier und da etwas ausprobieren, aber auf keinen Fall zwei Locations vergessen: Zum Einstimmen ist das Mullens zu empfehlen. Diese Bar hat bis 2 Uhr morgens geöffnet und ist immer gut besucht. Danach sollte man ein paar Häuser weiter ziehen um im "Zappa" bis vier Uhr morgens abtzutanzen. Wenn der Laden nicht mittlerweile eingestürzt ist wird dort wohl weiterhin wunderbarer Trance gespielt. Wer der eigenen Stimmung gerne ein Bisschen nachhilft wird dort auch diesbezüglich wohl kaum enttäuscht.

Christian Wüstner