Wir haben vor ein paar Tagen über den Test „Wie linksextrem bist du?“ berichtet. Dieser Test baut auf den Fragen der umstrittenen Linksextremismus-Studie von Klaus Schroeder und Monika Deutz-Schroeder auf. Zur Kritik der Studie seien die Artikel von Patrick Gensing bei der Publikative und Julian Bruns von Mosaik empfohlen.
Metronaut wurden jetzt die Ergebnisse dieses größten Online-Linksextremismus-Test aller Zeiten zugespielt. Nach nur drei Tagen haben mehr als 36.000 Menschen aus 108 Ländern an der Online-Umfrage teilgenommen. Das sind schlappe 25 Mal mehr als an der ursprünglichen Studie, auch wenn das natürlich keinerlei Anzeichen für Repräsentativität ist.
Hier die Zusammenfassung der Online-Umfrage.
Die Top 10 der Aussagen:
- 77 % sind der Meinung: In unserer Demokratie werden Kritiker schnell als Extremisten abgestempelt
- 75 % des Internets sagt: Eine tief verwurzelte Ausländerfeindlichkeit lässt sich bei uns in Deutschland überall im Alltag beobachten
- 73% der Befragten sagen: Unsere Demokratie ist keine echte Demokratie, da die Wirtschaft und nicht die Wähler das Sagen haben
- 72 % sind der Meinung: Die deutsche Polizei ist auf dem rechten Auge blind
- 71 % haben bemerkt: Die Überwachung von linken Systemkritikern durch Staat und Polizei nimmt zu
- 71 % sind der Meinung: Der Sozialismus/Kommunismus ist eine gute Idee, die bisher nur schlecht ausgeführt wurde
- 70% sagen: Kapitalismus führt zwangsläufig zu Armut und Hunger
- 68% sagen: Durch die zunehmende Überwachung durch Staat und Politik werden wir immer mehr zu einer Diktatur
- 68% befürworten die Aussage: Der Kapitalismus muss überwunden werden, um die Herrschaft einer kleinen Minderheit über die große Mehrheit abzuschaffen.
- 68% beobachten: Kapitalismus führt zwangsläufig zu kriegerischen Auseinandersetzungen.
Die überwältigende Mehrheit der Befragten erreichte auf der Schroederschen Linksextremismus-Skala den „Linksextremismus“ nicht, sondern war linksradikal. Doch was ist dieses „linksradikal“? Die Top10 lässt hier den folgenden Schluss zu:
Es handelt sich bei den „Linksradikalen“ um Menschen,
- die eine zunehmende Überwachung und damit eine Gefährdung der Demokratie sehen
- die Rassismus bemerken
- die materielle Ungerechtigkeiten sehen und beseitigen wollen
- die Kriege Verteilungskämpfen und der Marktwirtschaft zuschreiben
- die ein Missverhältnis zwischen Wirtschaft und Bürgern in der Demokratie beobachten
- die Utopien nicht verwerfen, weil sie sie als Utopien erkennen
- die der Polizei auf die Finger schauen
- und den Kapitalismus (zumindest in seiner jetzigen Form) überwinden wollen.
Spannend wäre im Forschungsdesign auch gewesen mal das Wort Kapitalismus durch Marktwirtschaft zu ersetzen, aber das nur am Rande.
Die Fangfragen:
Olle Kommunistenfänger-Fragen wie „Kapitalismus führt letztlich zu Faschismus“ (Dimitrow-These) und die Aussage „Nur im Sozialismus/Kommunismus ist ein menschenwürdiges Leben möglich“ zeigen mit nur 36% und 25% Ja-Stimmen, dass der Oldschool-Kommunismus im Internet nicht gerade angesagt ist.
Die Gewalt:
Alle Fragen nach politischer Gewalt werden von den Befragten mehrheitlich abgelehnt. Nur Gewalt gegen Sachen kann auf 46 % Zustimmung zählen, Gewalt gegen Personen wird von 81% der Befragten generell abgelehnt.
Die Revolution:
Doch mit 47 % ist fast die Hälfte der Befragten für die Revolution. Sie befürworten die Aussage: „Die Lebensbedingungen werden durch Reformen nicht besser – wir brauchen eine Revolution“. Wobei natürlich vollkommen unklar ist, ob das daran liegt, dass das Wort „Reform“ mittlerweile so verbrannt ist, dass sich die Leute denken: Bitte alles, nur keine Reform.
Conclusio:
Es ist nicht alles verloren. Es gibt doch noch kritische Menschen da draußen. So, und jetzt bitte alle wieder zurück auf die Barrikade!
Die kompletten Umfrage-Ergebnisse hier als Screenshot (Klick zum Ansehen).
Es ist doch wie dem Charlie.
Online sind wir alle schnell dabei und sind für Revolution.
Und morgen gehen wir wieder brav arbeiten für 8,50€/h.
Ja, diese doch recht linkslastige Massenmeinung und Berichterstattung in sämtlichen Medien hierzulande fällt mir schon seit langem auf. Heute muss man sich oft schon dafür rechtfertigen dem bürgerlichen Lager anzugehören, da zählt man schon zu Rechts.
Man darf aber auch nicht vergessen: Das Web und gerade die sozialen Netzwerke werden überwiegend von jungen Menschen genutzt – und die haben noch wenig Lebenserfahrung, sind voller (teils verdrehter und weltfremder) Ideale, wissen nicht wo hin vor Energie und verrennen sich oft in Sachen, müssen sich erst einmal selber finden. Die werden mit der Zeit ruhiger und beginnen dann, genauer zu überlegen, anstatt Parolen aufzuschnappen und nachzugröhlen.
Eines meiner Lieblingszitate: Wer mit Zwanzig kein Sozialist ist, der hat kein Herz; Wer es mit Vierzig noch ist, der hat keinen Verstand.
Das ist auch wie mit den Öko-Hippies, die alles für eine bessere Welt tun wollen und dann doch nur kiffen und ein bisschen trommeln und auf der Gitarre zupfen. Oder wie mit den Punkern, die Anarchie propagieren, aber dann doch ihren kleinen Jobs nachgehen, um sich Bier und Zigaretten leisten zu können.
Also: alles halb so wild.
Und wer mal unsere Gefilde verlässt und fremde Kulturen genau unter die Lupe nimmt, der wird evnetuell feststellen, dass unser demokratisches und kapitalistisches System vielleicht doch nicht das Schlechteste ist.
Und wessen Denke in Dualismen und Dichotomie verfangen ist, wer Denken in Gegensätzen und Reisen als Produkt propagiert …, der schreibt populistische Texte wie Ilsa.
:D
Das was Ilsa geschrieben hat ist bei weitem nicht so populistisch wie es gerne dargestellt wird. Wenn die meisten mal über den so oft genannten Tellerrand blicken würden, dann würde in diese teils unglaublich festgefahrene rechts-links Debatte mal wieder Bewegung kommen. Und das nicht bin dem Sinne dass sich alte Parolen und Ideen beider Seiten unter neuem Deckmantel hervortun, sondern endlich mal eine praktikable Idee. Viel zu viel unumsetzbarer Idealismus steckt in beiden Bewegungen, wobei dann oft vergessen wird dass der Mensch von sich aus kein unbedingt so soziales Wesen ist. Wenn man sich die Regierungen der gesamten Länder der Welt mal etwas genauer angucken würde, und sich maligner längere Zeit damit beschäftigt, wie diese mit ihrer zu regierenden Bevölkerung umgeht, dann würde diese Debatte von „Staatsgewalt“ und sozialem unrecht ganz schnell relativiert werden. In Deutschland haben wir die Möglichkeit, wirklich etwas an unserer Regierung mitzubestimmen, aber leider geht diese Möglichkeit immer mehr durch unbeteiligte Dauernörgler verloren, die nicht einmal den weg zur Wahlurne finden. Was wir brauchen ist keine weitere Instanz des alten Rechts-Links Zirkus, sondern mal eine Bewegung die massentauglich ist und jeden mit einbezieht. Angefangen werden muss dabei an der kläglich gescheiterten Integrationspolitik. Denn wie wollen wir als zusammen etwas erreichen, wenn wir nichteinmal unsere Mitbürger, ganz egal seit welcher Generation sie in Deutschland leben, einfach als solche sehen können. Wie können wir ein Volk sein, wenn viele noch nach ihrer Herkunft klassifiziert werden. So wird sichergestellt, dass sie nie vergessen, dass sie „anders“ sind, damit sie sich nie als ein ganz normaler Mitbürger fühlen können.
„Zu regierende Bevölkerung“, „massentauglich“, „soziales Wesen“, „klassifiziert“, „Mitbürger“, „Integration“, „Volk“ … ganz schön viele Teller :).
Praktikable Idee? In welcher Hinsicht?
Eine leere Hülse.
Mal ein wenig füllen.
Jeder stelle bei sich, in Haus und Wohnung, Lebensraum für Flüchtlinge und Obdachlose zur Verfügung.
Ach nein, das scheitert wohl an dem nicht unbedingt sozialen Wesen des Menschen :D.
Vielleicht erst mal das Anders Sein weg integrieren.
Mitbürger?
Da ist dieser Satz: „Whatever can go wrong will go wrong.“
Ich denke, es gibt da auch jenen Satz: „Whatever yields money, will be done.“
Und wahrscheinlich: „Was immer sich kaufen lässt, wird gekauft.“
But money doesn’t makes the world go round. It spins by itself.