Trauer und Proteste nach Anschlag in der Türkei

„Sie gingen zusammen nach Suruc. Und liegen nun Seite an Seite“ sagt mir Eren per Telefon am Rande der Trauerzüge in Istanbul am Mittwoch. Zwei Frauen, beide Opfer des Anschlages auf das Kulturzentrum Amara, wurden am Mittwoch von insgesamt etwa 2200 Menschen zu Grabe getragen. Die Trauerzüge, sind eine Mischung aus Demonstration, Trauer und Protest. Als ich anrufe, wird im Hintergrund laut und wütend skandiert. Wohl auch deshalb begleitet die Polizei beide Trauerzüge mit Wasserwerfern und einem Großaufgebot, hält sich dann aber – entgegen ursprünglicher Befürchtungen – doch zurück.

Bei aller Trauer und Wut hat dieser Tag auch etwas Versöhnliches: Die Gräber der beiden Toten liegen direkt nebeneinander, obwohl eine von ihnen Alevitin und die andere Sunnitin war. Das ist eher unüblich auf türkischen Friedhöfen, sagt Eren. Es ist ein Zeichen des Zusammenhaltes. Ein politisches Zeichen.

Der Tag in der Türkei hatte mit einer Sperre des Kurznachrichtendienstes Twitter begonnen. Sie wurde im Laufe des Tages aufgehoben, nachdem Twitter Bilder des Attentates und von Opfern für türkische User zensierte. Gleichzeitig erließ das Gericht eine Nachrichtensperre, das Medien verbietet mit Bildern und Videos über das Attentat zu berichten. Politische Aktivisten vermuten hinter der Sperre auch die Absicht, die Formierung von Protesten zu erschweren. Dennoch kam es landesweit, vor allem im kurdischen Osten zu Protesten, die bis jetzt andauern. Mancherorts drängte die Polizei die Angehörigen dazu, die Beerdigungen heimlich zu veranstalten.

Zu den Hintergründen des Anschlages haben wir auch einen Podcast aufgenommen, den Freitag.de in schriftlicher Form veröffentlicht hat.

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