Do Not Resist: Die Militarisierung der Polizei in den USA

Foto: Promo

Wer sich Bilder der Polizei auf den Demonstrationen 1968 anschaut und dann bei Protesten heute, dem fällt auf, dass die Beamten heute in ihrer gepanzerten und dunklen Kleidung deutlich martialischer aussehen als früher. Das macht Eindruck und Kritiker halten dies für eine potenzielle Abschreckung von Demonstranten. Augenfällig wird dies übrigens, wenn man mal mit älteren Leuten, die seit 25 Jahren nicht mehr protestieren waren, auf eine Demo geht. Das Entsetzen in deren Augen macht die Gefahren einer martialischen Polizei überdeutlich.

Die Militarisierung der Polizei ist ein globales Phänomen, aber nirgendwo schreitet sie so rasch und radikal voran wie in den USA. Dort werden tausende ausgemusterte gepanzerte Militärfahrzeuge den lokalen Polizeien zur Verfügung gestellt. Spezialeinheiten, die so genannten SWAT-Teams, werden in den letzten Jahren zur Normalität der Polizeiarbeit. Fast jede Polizeibehörde mit einem Einzugsgebiet von mehr als 50.000 Menschen hat mittlerweile ein SWAT-Team. Sogar kleine Dörfer legen sich die Spezialeinheiten zu. Dabei erinnern ihre Einsätze mit Sturmgewehren und schwerem Gerät mehr an den Häuserkampf im Irak als an normale Polizeieinsätze. Bürgerrechtsorganisationen wie die ACLU kritisieren diese Militarisierung als einen Krieg, der zuhause gegen die eigenen Bürger geführt wird.

Genau diese Entwicklung wird in der neuen Dokumentation „Do not Resist“ unter die Lupe genommen.

In den 72 Minuten zeigt Regisseur Craig Atkinson den Einsatz gepanzerter Einheiten gegen Proteste von Black Lives Matter genauso wie Hausdurchsuchungen in vornehmlich schwarzen Gegenden, bei denen vermeintliche Drogendealer, die sich später nicht einmal als kleine Kiffer herausstellen, routinemäßig mit Spezialeinheiten bekämpft werden.

In Erinnerung bleibt der Satz der Mutter des vermeintlichen Kiffers: „Ich dachte, dass ein Anti-Terroreinsatz stattfindet. Irgendeine Regierungsangelegenheit.“ Dabei finden die Beamten nur einen kleinen Krümel Gras. Sie zerstören beim Einsatz Teile der Wohnung. Und hinterlassen eine fassungslose Familie, die nicht weiß, wie ihr geschieht.

Regisseur Atkinson, dessen Vater selbst bei der Polizei war, besucht Ausbildungslager, Polizeimessen und beobachtet die Rathausdebatten in Städten, in denen die Polizei aufgerüstet werden soll. Er geht in diesem Film der Militarisierung der Polizei auf den Grund und macht klar, wie unkontrolliert die 40 Milliarden Dollar, die seit dem 11. September 2001 in den USA in die Polizei gesteckt wurden, ausgegeben werden.

Die Doku ist langsam inszeniert, was nicht so ganz zur Vermarktung des Filmes als Doku-Thriller passen mag. Das Thema ist schockierend und spannend genug. So spannend, dass Atkinson sich den Big-Data-Teil hätte sparen können. Denn der deutet zwar die Probleme von Predictive Policing an, bleibt aber oberflächlich. Hier hätte dem Film eine Konzentration auf das Kernthema Militarisierung der Polizei gut getan. Denn da hat der Film seine Stärken und zeigt Bilder, die bislang noch nicht bekannt sind.

Insgesamt ist „Do not Resist“ ein wichtiger und guter Film, der Ausmaß und Wirkung der Militarisierung der Polizei deutlich macht. Für alle, die sich mit Polizei, Polizeigewalt und Bürgerrechten beschäftigen, definitiv ein Muss. Für die Innenpolitiker hingegen ist der Film eine Mahnung, was passiert, wenn man eine Polizei zu einem militärischen Untersdrückungsapparat aufbaut – und von den Bürgern entfremdet.

„Do not resist“ startet am 23.02.17 in ausgewählten deutschen Kinos und wird auch auf bei iTunes oder Amazon Instant Video erhältlich sein.

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In Berlin wird der Film am 8. Februar um 19 Uhr im Rahmen der blackl.st-Reihe im Spektrum gezeigt. Im Anschluss gibt es eine Podiumsdiskussion mit:

Angela Richter – author, theatre director and activist
Adam Harvey – counter-surveillance artist, machine-vision expert and activist
Matthias Monroy – author, researcher and activist. NETZPOLITIK, editor of CILIP
Lukas Theune, civil rights activist, lawyer for Rigaer 94.

2 Kommentare

  1. Martin Däniken says:

    Vor Jahren habe ich in der Fachpostille Guns and Ammo for Lawenforcement gelesen,das andererseits Schulungen gibt,die „Suicide by Police“ verhindern sollen!
    Das man nicht direkt schiessen soll wenn was länglich glänzendes zum vorschein kommt…
    Heute wird wahrscheinlich sowieso erst getasert ;-)
    Aber die Militarisierung wir immer dann deutlich wenn der Antwortliche die Aufruhrausgerüsteten nach vorne bringt.sei es aus Angst und/oder Unkenntnis.
    Man lässt erstmal ganz normale Cops auf Demonstranten wirken-kommt man dann nicht weiter,kann man immer noch eskalieren was immer der Fall ist wenn die im Anti-Riot-Anzug im Anzug sind…
    Also bei der Geiselrettungseinheit des FBIs ist man bekleidungstechnisch vom Schwarz abgekommen-gibt Untersuchungen das Schwarze äh schwarze Bekleidung die Aggression steigert?!
    Und es steckt da soviel schweineviel Geld drin!
    Was will man mit Lehrern oder sozialarbeitern in Rollkragenshirt und Kordblazern reissen,hä:-7

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